Caritas fordert mehr Unterstützung für Syrien-Flüchtlinge

Sozialverband: Auch Deutschland muss Hilfen ausbauen

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Seit 2011 ist Bürgerkrieg in Syrien. Millionen Menschen sind auf der Flucht. Die Caritas appelliert an die Weltgemeinschaft, zu ihren Finanzzusagen zu stehen.

Berlin. Angesichts anhaltender Kämpfe in Syrien fordert das katholische Hilfswerk Caritas International mehr deutsche Hilfe für die Flüchtlinge aus der Region. »Die Lage für die Zivilbevölkerung hat sich in den vergangenen Monaten dramatisch verschlechtert«, sagte der Präsident des Deutschen Caritasverbands, Peter Neher, am Mittwoch in Berlin. 2014 sei das blutigste Kriegsjahr seit Beginn des Konfliktes gewesen.

Neher rief Bund und Länder zu Offenheit für die Flüchtlinge aus den syrischen Kriegsgebieten und aus dem Irak auf. Dies schließe auch weitere Aufnahmekontingente nicht aus, erklärte er. Deutschland hat über solche Programme 20.000 Syrer aufgenommen. Insgesamt sind seit Frühjahr 2011 mehr als 100.000 syrische Flüchtlinge nach Deutschland gekommen.

Weiter forderte Neher, die Zusammenführung von Familien zu erleichtern. Bislang müssen in Deutschland lebende Syrer, die ihre Verwandten nachholen wollen, sich verpflichten, meist auf unabsehbare Zeit für deren Lebenshaltungskosten aufkommen. Nach Ansicht der Caritas sollten solche Verpflichtungserklärungen auf ein Jahr befristet werden.

Die Caritas unterstützte nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr Hilfsprojekte für Flüchtlinge in Syrien, im Libanon und in Jordanien mit rund 7,8 Millionen Euro. Neher verwies in diesem Zusammenhang auf die große Aufnahmebereitschaft der syrischen Anrainerstaaten. Aufgrund verschärfter Einreisebestimmungen gebe es allerdings keinen »sicheren Hafen« mehr für die Flüchtlinge. Mehrfach seien Syrer an der Grenze zur Türkei oder zum Libanon abgewiesen worden.

Deutschland, aber auch die Weltgemeinschaft müsse die Hilfen für die Nachbarstaaten Syriens aufstocken. »Die Unterfinanzierung hat gravierende Auswirkungen auf das Leben der Flüchtlinge«, betonte Neher. Als Beispiel nannte er die Kürzung der Lebensmittelrationen des Welternährungsprogramms (WFP).

Die Organisation teilte am Mittwoch mit, dass erneut der Wert von Lebensmittelkarten reduziert werden müsse. »Es werden umgehend 139 Millionen US-Dollar benötigt, um die Nothilfe in Jordanien, Libanon, Ägypten, der Türkei und im Irak fortzusetzen«, erklärte das WFP. Die Organisation finanziert ihre Arbeit aus Spenden von Regierungen, Firmen und Privatpersonen. Die Hilfe für syrische Flüchtlinge ist den Angaben nach derzeit nur zu einem Fünftel gedeckt.

Caritas International standen im vergangenen Jahr 68,87 Millionen Euro zur Verfügung. 2013 waren es 82,63 Millionen Euro. Vor allem die privaten Spenden sind zurückgegangen. Das Hilfswerk unterstützt mehr als 650 Projekte in 73 Ländern. epd/nd

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