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Dorothea Melis

22. 2.1938 - 29. 6. 2015

Die Diplomarbeit, die sie zum Abschluss ihres Studiums der Modegestaltung an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee schrieb, enthielt eine geharnischte Kritik an der 1956 gegründeten Modezeitschrift »Sibylle«: Die biedere Mode, die pathetischen Posen, das Hausfrauen-Leitbild stießen sie ab. Die Chefredakteurin der »Sibylle«, Margot Pfannstiel, reagierte: 1961 stellte sie die damals 23-Jährige ein und gab ihr den Auftrag, ein modernes sozialistisches Frauenbild zu kreieren. Das tat Dorothea Melis. Sie schuf ein neues Modekonzept, das sich am Ideal der selbstbewussten, gebildeten, berufstätigen Frau orientierte. Als einflussreichste Moderedakteurin der DDR zeigte sie Millionen Frauen, wie man sich gut anzieht, und führte 1967 den Minirock in der DDR ein. Ihr Stil beeinflusste Fotografen wie Arno Fischer, Günter Rössler, Sibylle Bergemann und Roger Melis, der ihr zweiter Ehemann wurde.

1962 war in der DDR der Handelsbetrieb »Exquisit« gegründet worden, der hochpreisige und hochwertige Mode anbot. Dorothea Melis wechselte 1970 zu »Exquisit«, wo sie bis 1990 die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verantwortete. Als die DDR-Frauen nach dem Fall der Mauer an die Wühltische des Westens strömten, so sagte sie es 2007 der »Süddeutschen Zeitung«, habe sie gedacht: »Wo ist nur euer Anstand geblieben?« cm

Josef Masopust

9. 2. 1931 - 29. 6. 2015

Als der Prager Fußballer Josef Masopust im Mai 1962 in seinem chilenischen WM-Hotel eincheckte, gab es Probleme: Die FIFA hatte seinen Namen falsch ans Hotel weitergegeben - zu unbekannt waren die Spieler der Tschechoslowakei. »Natürlich ließ sich die Angelegenheit klären«, erzählte Masopust später immer wieder gerne. Plus Happy End: Als Masopust am 18. Juni 1962 Chile verließ, war sein Name jedem geläufig: Schließlich hatte es der Mittelfeldregisseur mit der ČSSR-Auswahl bis ins WM-Endspiel gegen Brasilien geschafft. Der Dukla-Spieler hatte seine Elf in der 15. Minute sogar mit 1:0 in Führung gebracht - gegen die Seleção, bei der Pelé verletzt fehlte. Am Ende verlor die Tschechoslowakei mit 1:3.

Masopust indes war zum Helden geworden. Im Winter wurde er als Europas Fußballer des Jahres gewählt. 1962 sollte sein größtes Jahr bleiben, trotz acht Meistertiteln mit Dukla Prag und einer späteren Trainerkarriere. »Masopust war einer der besten Spieler, die ich je gesehen habe«, schwärmte Pelé später: »Aber es kann nicht sein, dass er in Europa geboren wurde. Mit diesen explosiven Dribblings musste er doch Brasilianer sein!« jig

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