Rechter Geist
Robert D. Meyer über die veränderte Rhetorik der AfD
Bernd Lucke ist als AfD-Chef abgewählt worden, der rechte Flügel um Frauke Petry hat das Steuer übernommen. »Rückt die Partei nun weiter nach rechts?«, lautet eine oft geteilte Vermutung in diesen Tagen. Es sei die Gegenfrage erlaubt: Ließ sich die AfD jemals an einer anderen Stelle verorten?
»Unsere Gesetze erlauben Abschiebung nur bei schwerer Kriminalität. Das ist falsche Rücksichtnahme. Auch Kleinkriminelle haben bei uns nichts zu suchen«, sagte der gescheiterte Hamburger Professor Lucke im Jahr 2014. Dieses Zitat ist nur eine bürgerliche Chiffre für die altbekannte NPD-Parole: »Kriminelle Ausländer raus!« Lucke verwehrte sich stets dagegen, Vorurteile gegenüber Migranten oder Flüchtlingen zu schüren und behauptete im gleichen Atemzug, Sinti als auch Roma seien »nicht gut integrationsfähig«. Wenn das kein Rassismus ist, was dann?
Im Gegensatz zu Petry verstand es Lucke, seinem mit der neuen AfD-Chefin oft deckungsgleichen Weltbild einen akzeptierten Anstrich zu verpassen. Seit Thilo Sarrazin wissen wir: Rassismus ist bis tief hinein ins Bürgertum salonfähig, nur der sprachliche Code ist ein anderer.
Unter Petry wird die Tonalität radikaler, letztlich muss dies der AfD nicht schaden. Längst ist selbst die SPD in der Asylpolitik nach rechts gerückt. Für kleinbürgerliche Unterstützer der Pegida-Bewegung ist das ein Signal, dass ihre Forderungen berechtigt sein könnten. Für die rechtspopulistische AfD entsteht somit ein idealer Nährboden.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.