Es kann nicht sein ...

Robert D. Meyer über »Die Anstalt« als Mosaikstein der kritischen Gegenöffentlichkeit

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 3 Min.

Die »Zeit« und die »Die Anstalt« würden so schnell keine Freunde mehr, beginnt das Medienmagazin »Meedia.de« eine Meldung über den jüngsten Schlagabtausch zwischen der Hamburger Wochenzeitung und der Kabarettsendung im ZDF. Man fragt sich unweigerlich: Wäre es wirklich klug, würden Max Uthoff und Claus von Wagner mit jenen auf ziemlich beste Freunde machten, die eine Sendung vor Gericht zerren, nur weil es »Zeit«-Herausgeber Josef Joffe in haarspalterischer Manier schlicht unangenehm erscheint, dass über die Verbindungen zwischen Journalisten und Politik vor einem Millionenpublikum gesprochen wird?

Uthoff reagierte diese Woche in einem Interview mit dem »Freitag« auf eine jüngst in der »Zeit« mit Titelaufmacher veröffentlichte Streitschrift von Götz Hamann, in der dem Kabarett unmissverständlich eine Mitschuld am Vertrauensverlust vieler Menschen gegenüber vielen Medien unterstellt wird. »Medien sind bei den satirischen Welterklärern längst fester Bestandteil jener Elite, die unter Generalverdacht steht«, kritisierte Hamann.

Im »Freitag« antwortet Uthoff nun: »Dass man von vielen Medien zu einseitig informiert wird und gerade bei der Ukraine-Krise große Stimmungsmache stattfindet - diesen Eindruck haben sehr viele Menschen. Das Haben wir uns bei der Anstalt nicht ausgedacht. (...) Man hat das Gefühl, manche Redaktionen sind froh, wenn sie im selben Stil [wie im Ukraine-Konflikt], weiterschreiben können. Ohne klare Feindbilder scheint es im deutschen Journalismus nicht zu gehen«, kritisiert Uthoff.

Die Macher der »Anstalt« nehmen für sich die Rolle des Überbringers der schlechten Nachricht in Anspruch, zumal Uthoff erklärt, sie seien für ihre Arbeit auf »gute Journalisten, deren Arbeit wir gnadenlos ausschlachten«, angewiesen. Das wäre insofern kein Generalverdacht (siehe Hamann), sondern viel mehr Ausdruck einer kritischen Gegenöffentlichkeit, als deren »winziger Mosaikstein« Uthoff die Sendung begreift.

Das für leider viele Journalisten nicht sein kann, was (ideologisch) nicht sein darf, sezierte Stefan Niggemeier anhand einer ZDF-Liveschaltung nach Athen, wo Korrespondent Alexander von Sobeck eine für das »Oxi« beim Referendum werbende Demonstration schlicht dem »Ja«-Lager und damit den SYRIZA-Gegnern zuordnete. Auf der Kundgebung war auf Plakaten zu lesen, dass die Griechen sowohl in der EU als auch im Euro bleiben wollen. Sobeck konnte nicht nachvollziehen, wie man Zugleich für Europa sein kann und zugleich die Austeritätspolitik der EU ablehnen könne.

Im Fall der Kollegen von N24 hätte während der Liveschaltung ins EU-Parlament in Straßburg am Mittwoch simple Logik genügt, um zu erkennen, dass lauter Beifall für den griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras beim Betreten des Saals nicht allein von den sechs Abgeordneten der SYRIZA kam. Genau dies hatten die Sprecher aber behauptet. Es kann nicht sein, was eben nicht sein darf.

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