Türkisch lernen in Deutschland

Jürgen Amendt über die Vorteile von bikulturellen Kompetenzen

  • Lesedauer: 2 Min.

»Sowohl in Deutschland als auch in der Türkei besteht in türkischen und deutschen Unternehmen, die mit der Türkei (bzw. mit Deutschland) in Handelsbeziehungen stehen, ein großer Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften mit ausgeprägten sprachlichen, wirtschaftlichen und bikulturellen Kompetenzen. Die Wirtschaftsbeziehungen Europas mit der Türkei entwickeln sich seit Jahren progressiv, so dass eine Erweiterung dieses Bedarfs zu erwarten ist.«

Diese Sätze finden sich auf der Website einer der größten Schulen Europas und der größten Deutschlands: dem Oberstufenzentrum Handel I in Berlin-Kreuzberg. Rund 6500 Jugendliche gehen dort zur Berufsschule, in die Berufsfachschule, in die Fachoberschule (FOS) oder auf das berufliche Gymnasium. Die Besonderheit, die in der Eingangs zitierten Passage anklingt, ist in Wirklichkeit keine: In einer Gesellschaft, in der Einwanderung zum Normalfall gehört, ist Bikulturalität und Mehrsprachigkeit Alltag. So wird am OSZ Handel I in der zweijährigen FOS Betriebswirtschaftslehre in Türkisch unterrichtet.

Die hiesige Gesellschaft hat sich viele Jahre lang schwer getan mit der Erkenntnis, dass sie eine Einwanderergesellschaft ist und Migration ein Vorteil ist. Und es wird noch eine ganze Weile dauern, bis sich bis in den letzten Winkel dieses Landes herumgesprochen hat, dass Integration nicht (nur) bedeutet, dass Migranten die deutsche Sprache beherrschen, qualifizierte Berufe erlernen und hier in Deutschland für das hiesige Bruttosozialprodukt schuften. Menschen, die hier geboren wurden, hier aufgewachsen und zur Schule gegangen sind, deren Familien aber aus einem anderen Land bzw. Kulturkreis (z.B. Türkei) stammen und als Erwachsene ihren Lebensmittelpunkt wieder in das Land ihrer Vorfahren verlegen, sind keine »Verräter« am Integrationsgedanken. Ganz im Gegenteil.

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