Keine voreiligen Hoffnungen
Simon Poelchau über das gestiegene Pro-Kopf-Einkommen in der Eurozone
Um 0,9 Prozent ist das reale Pro-Kopf-Einkommen der privaten Haushalte im ersten Quartal 2015 innerhalb der Eurozone gestiegen - so stark wie seit dem Jahr 2009 nicht mehr. Doch darf diese Nachricht nicht zur voreiligen Schlüssen verführen, dass damit die Talsohle der Krise erreicht sei.
In der Tat macht sich in Krisenländern wie Spanien und Italien wieder ein zaghaftes Wachstum breit, da die Regierungen dort nicht mehr sparen wie verrückt. Doch wird dies nicht ausschlaggebend für die neuesten Zahlen der europäischen Statistikbehörde gewesen sein. Schließlich wiegt bei ihren Berechnungen die Steigerung der verfügbaren Einkommens hierzulande um 3,1 Prozent besonders schwer, was das Ergebnis mit Blick auf die Krisenländer verzerrt. Zudem sagt der bescheidene Anstieg der Einkommen in der Eurozone - der übrigens nach einer langen Talfahrt kommt - nichts über dessen Verteilung aus. Schließlich zielten die Sparmaßnahmen, die seit dem Ausbruch der Krise durchgeführt wurden, vor allem darauf ab, die unteren Einkommen zu schmälern. In der Tat hat sich seit 2010 in Portugal, Italien, Griechenland und Spanien der Abstand der Einkommen der oberen 20 Prozent gegenüber den unteren 20 Prozent massiv erhöht.
Ein Hoffnungsschimmer ist das kleine Plus bei den Einkommen innerhalb der Eurozone also noch längst nicht.
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