Paranoide Kriegsführung

René Heilig über die Einordnung von Journalisten durch das US-Militär

  • René Heilig
  • Lesedauer: 1 Min.

Das »Law of War Manual« ist 1176 Seiten dick und soll so etwas wie ein Handbuch für Kriegsvölkerrecht sein. Herausgeber ist das Pentagon in Washington. Auf 81 Seiten sind Personengruppen definiert, die der gemeine US-Soldat so treffen kann. Man sollte es lesen, bevor man einem derart geschulten Uniformierten begegnet. Gerade als Journalist. Das sind nämlich laut Handbuch »unprivileged belligerents«, also Kriegsteilnehmer, denen man keine besonderen Rechte zugestehen muss. Was einen Medienmenschen aus US-Sicht nicht schützenswerter macht als einen Taliban oder einen sonstigen sogenannten irregulären Kämpfer.

So gesehen ist jede Verfolgung wegen angeblichen Landesverrats hierzulande geradezu harmlos - wenngleich von den gleichen Motiven gesteuert. Aus Sicht der US-Militärs wie der geheimdienstlichen Anzeigenerstatter in Köln ist Öffentlichkeit nur eine Fehlfunktion im System der erwünschten Demokratie. Forderungen nach Transparenz sind Teufelswerk. Jeder Vertreter der Öffentlichkeit, der nicht die gewünschten (oder noch besser: die vorgefertigten) Medienberichte ungeprüft weitergibt, ist verdächtig, ein Spion zu sein.

Im Vorwort heißt es: Das Kriegsrecht ist ein Teil dessen, was wir sind. Das ist wahr - und mit einem Wort zu erklären: paranoid.

- Anzeige -

Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Dank der Unterstützung unserer Community können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen

Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.