Selber bremsen

Bernd Kammer rät Mietern neuer Wohnungen, genau nachzurechnen

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 2 Min.

Nimmt man ihre eigenen Zahlen, scheint es verwunderlich, dass die Immobilienlobby so gegen die Mietpreisbremse wettert. Denn demnach gibt es doch noch jede Menge Erhöhungspotenzial, besonders in den Randbezirken. Weil die Vermieter sich so mieterfreundlich zurückgehalten haben, ganz ohne Bremse. Die wird also nicht gebraucht, lautet die Botschaft, der Markt richtet es ganz allein. Fragt sich nur, für wen.

Untersuchungen des Mietervereins hatten ganz andere Zahlen ergeben, als sie jetzt der IVD vorlegte. Demnach lagen 2013 rund 75 Prozent aller Mietangebote für Wohnungen um mehr als zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete, waren also höher, als es die Mietenbremse jetzt zulassen würde. Dafür wurden 68 000 Angebote untersucht, die Erhebungen des IVD beruhen auf lediglich 1000 Mietdaten. Dazu trickste er offenbar noch bei der Berechnung der zulässigen Mietspiegelmiete, um sie künstlich hochzurechnen. Dass soll suggerieren, dass hier nicht gebremst, sondern beschleunigt wird.

Erste Erkenntnisse des Internetportals Immobilienscout24 besagen allerdings, das die Bremse wirkt. Demnach waren die Angebotsmieten in Berlin schon im Juni um drei Prozent gesunken. Sicher lässt sich gut zwei Monate nach Einführung noch keine Bilanz ziehen. Aber vor allem die aufgeregten Reaktionen der Immobilienlobby machen Hoffnung, dass trotz vieler Ausnahmeregelungen die Bremswirkung nicht komplett verpufft. Der Eigentümerverband Haus und Grund hat seine Mitglieder sogar zum Boykott der Bremse aufgerufen. Am besten, die Mieter bremsen selber, indem sie die Miete genau nachrechnen.

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