Dänemark sucht Arbeitskräfte
Behörden starten europäische Offensive zur Besetzung offener Stellen
Fachkräfte gefragt
Um Arbeitsplätze und damit natürlich Einnahmen und Steuern im Lande zu behalten, hat das dänische Arbeitsministerium eine großangelegte Charmeoffensive gestartet, um Arbeitnehmer nach Dänemark zu locken. Insbesondere in Schweden, den baltischen Ländern, Polen und vor allem in Deutschland möchten die Dänen Fachkräfte rekrutieren. Hierfür sollen die dänischen Botschaften in den jeweiligen Ländern eingespannt werden, um Informationskampagnen und Jobmessen für dänische Unternehmen durchzuführen und so in Kontakt mit interessierten Arbeitnehmern zu kommen.
Werbekampagne geplant
Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, sollen spezielle »Jobbotschafter« ausgebildet werden. Die Zusammenarbeit mit dem Berufsvermittlungsportal der EU-Kommission EURES soll ausgebaut werden. EURES koordiniert internationale Jobangebote, die in der EU sowie der Schweiz ausgeschrieben werden. Arbeitsvermittlungen und Unternehmen können hier Stellen ausschreiben. Das dänische Arbeitsministerium will Übersetzungshilfen für Unternehmen anbieten, um Stellenbeschreibungen präzise in Fremdsprachen zu formulieren. Private Arbeitsvermittlungsagenturen sollen Lizenzen erhalten, um Arbeitskräfte nach Dänemark zu holen.
Doch das Ministerium geht davon aus, dass selbst diese Aktivitäten nicht ausreichen. Man will auch ausländische Journalisten einladen, die Porträts des dänischen Arbeitsmarktes machen sollen. Irland und Großbritannien dienen als Vorbild für die für dänische Verhältnisse ungewöhnliche Werbekampagne. In diesen beiden Ländern arbeiten bereits mehrere hunderttausend Arbeitnehmer aus den neuen EU-Ländern. Allerdings räumen die Dänen ähnlichen Werbekampagnen wegen der Sprachbarriere geringe Chancen ein.
Gegenwärtig arbeiten 7760 osteuropäische Arbeitnehmer in Dänemark. Die Zahl könnte höher sein, wenn nicht kurz vor der Aufnahme neuer Mitgliedsländer in die EU eine dänische Sonderregel beschlossen worden wäre, die den Zugang zum Arbeitsmarkt für Osteuropäer beschränkt. Eingeführt wurde sie auf Grund politischen Druckes - insbesondere durch die Dänische Volkspartei, die Masseneinwanderung und damit verbundene soziale Probleme befürchtete, sowie durch einige Gewerkschaften. Diese hatten eine siebenjährige Übergangsphase befürwortet, um eine Überschwemmung des Arbeitsmarktes mit unterbezahlten osteuropäischen Arbeitskräften zu verhindern.
Kritik geäußert
Gewerkschafts-Sekretär Harald Børsting kritisiert die ministerielle Initiative. Trotz der positiven Arbeitsmarktentwicklung seien 100 000 Dänen arbeitslos. »Die Arbeitsvermittlungen sollten ihre Anstrengungen auf diese konzentrieren, statt Jagd auf ausländische Arbeitskräfte zu machen«, meint Børsting. Ganz so einfach dürfte dies jedoch nicht sein, da es sich bei den Betroffenen oft um Arbeitnehmer handelt, die aus den verschiedensten Gründen bereits seit längerer Zeit arbeitslos sind oder aus gesundheitlichen Gründen keinen Job in Industrie und Handwerk annehmen können.
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