Auf Martin Luther Kings Spuren

Bürgerrechtler in den USA beenden in Washington ihre »Reise für Gerechtigkeit«

  • Max Böhnel, New York
  • Lesedauer: 2 Min.
Bürgerrechtler aus dem ganzen Land haben am Dienstag (Ortszeit) in Washington die »Journey for Justice« (Reise für Gerechtigkeit) mit alten Forderungen beendet, die bis heute in den USA unerfüllt sind.

Wahlrecht, Rassismus, Arbeit und Bildung - diese Themenbereiche standen in Mittelpunkt des 1500 Kilometer langen Marsches, der am Dienstag vor dem altehrwürdigen Lincoln Memorial in der US-Bundeshauptstadt endete. Am Mittwoch wollten die Bürgerrechtsaktivisten mit Besuchen bei Senatoren und Abgeordneten direkt Druck zur Erfüllung bisher unerfüllter Forderungen ausüben.

Trotz der formalen Gleichstellung im Wahlrecht durch den »Voting Rights Act« (Wahlrechtsgesetz) von 1965 sind Urnengänge für viele afroamerikanische Bürger auch heute noch schwierig. Zwar können sie seit 50 Jahren nicht mehr zur Zahlung von Wahlgebühren oder zu Schreib- und Lesetests gezwungen werden. Aber die Festlegung der Wahlbezirke und komplizierte Methoden der Wählerregistrierung, für die einzelstaatliche und lokale Behörden zuständig sind, verschaffen dem oft weißen und republikanischen Establishment günstigere Ausgangspositionen. Die Bürgerrechtsaktivisten drängen deshalb auf eine Wahlrechtsreform.

Begonnen hatte die Demonstration am 1. August in Selma im Bundesstaat Alabama. Täglich legten die Teilnehmer - an manchen Tagen waren es Dutzende, an anderen Hunderte - in der Sommerhitze des USA-Südens gut 30 Kilometer zu Fuß zurück. Es folgten Georgia, South und North Carolina, Virginia und schließlich die Hauptstadt Washington.

Martin Luther King hatte kurz vor seinem Tod 1968 einen Marsch organisiert, der bürgerrechtliche, soziale und wirtschaftliche Forderungen in ähnlicher Weise verknüpfte. Initiiert worden war die diesjährige Demonstration von der ältesten USA-Bürgerrechtsorganisation, der 1909 gegründeten »National Association for the Advancement of Colored People« (NAACP).

Neben der Wählerdiskriminierung machten die Aktivisten das ungerechte Strafrechtssystem, die Ermordung von unbewaffneten Afroamerikanern durch Polizisten, die überproportional hohe Arbeitslosigkeit und das mangelhafte, in schwarzen Gemeinden oft unterfinanzierte Bildungssystem zum Thema. Täglich fanden Gespräche mit Menschen am Straßenrand und örtliche Teach-Ins statt, die in den USA populäre Form von Diskussions- und Informationsveranstaltungen. Bei einer Großveranstaltung im Bundesstaat North Carolina klärten die Aktivisten über die Diskriminierung von Nichtweißen durch den Staat auf. Die örtliche NAACP-Gruppe, die dagegen seit zwei Jahren mit den »Moral Mondays«-Demonstrationen Zehntausende von Menschen mobilisiert, hat den Gouverneur wegen der massiven Einschränkung von Wählerrechten vor einem Bundesgericht verklagt.

Die »Journey for Justice« war bewusst mit dem Auftakt des Präsidentschaftswahlkampfs verknüpft worden. Am Lincoln Memorial reihte sich denn auch der sozialistische Bewerber Bernie Sanders in die Demonstration ein. Er hatte sich am Wochenende sowohl konservativ-christlichen Studenten als auch afroamerikanischen Wählern in North und South Carolina vorgestellt. Es gehe ihm um die »Abschaffung aller Formen des institutionellen Rassismus« und um »umfassende Reformen im Strafrechtssystem«, versprach Sanders.

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