»Wer des Wegs kommt, trete herein«

Bürgerinitiative gegen Schließung der Bobrowski-Stadtteilbibliothek

  • Danuta Schmidt
  • Lesedauer: 2 Min.

Am 2. September jährte sich der Todestag von Johannes Bobrowski zum 50. Mal. »Wer des Wegs kommt, trete herein ...« - mit dieser offenen Haltung des Dichters als Motto lädt die Bürgerinitiative BIBER (Bibliothek erhalten) am 18. September in die ZeitGalerie Friedrichshagen ein. Zu den Gästen gehören u.a. Klaus Völker, der Vorsitzende der Johannes-Bobrowski-Gesellschaft, Christian Zippel, ein Neffe Bobrowskis, sowie Gabriele Streichhahn, Intendantin des Theaters im Palais und Schauspieler Knut Schultheiss. Aufgrund von derzeitigen Umbauarbeiten kann die Veranstaltung nicht wie geplant in der Stadtteilbibliothek »Johannes Bobrowski« stattfinden.

Die Bürgerinitiative BIBER setzt sich seit 2013 vehement für den Erhalt der Stadtteilbibliothek ein. Sie ist eine der ältesten Bibliotheken Berlins. Von den ehemals 220 bestehen nur noch etwa 80. Der Bürgerinitiative gelang es, zwei von drei gefährdeten Stadtteilbibliotheken (Altglienicke und Friedrichshagen) im Bezirk Treptow-Köpenick zu erhalten: Die Friedrichshagener Bibliothek wird derzeit in eine Schulbibliothek der angrenzenden Grundschule mit öffentlicher Nutzung umfunktioniert. Damit wurde die geplante Schließung vorerst bis 2017 abgewendet. Wie gelang das?

Mit aufsehenerregenden Aktionen wiesen die BIBER-Mitglieder auf die drohende Schließung der Einrichtung hin. Zwei Kundgebungen, die Sammlung von 3000 Unterschriften, ein Lesemarathon, auf dem bekannte Persönlichkeiten wie Gregor Gysi, Autor Birk Meinhardt und Musiker Alf Ator sowie engagierte Friedrichshagener auftraten, und die Lesung mit Uta Schorn in der Bibliothek sorgten für große Aufmerksamkeit. BIBER führte intensive Gespräche mit dem Stadtrat für Weiterbildung und Kultur, mit Abgeordneten der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Treptow Köpenick, aber auch mit Vertretern des Fachbereiches Bibliotheken des Bezirksamtes. Wiederholt nahmen sie an Sitzungen der BVV und deren Ausschüsse teil und nutzten die öffentlichen Fragestunden.

Doch momentan gibt es mehr offene Fragen als Antworten. Die Rahmenbedingungen des Landes Berlin für die Sicherung des Personalbestandes und die Mittel zum Medien-Neuerwerb müssten geändert werden, um dem weiteren Bibliothekssterben Einhalt zu gebieten. Zur Zeit wird in Friedrichshagen umgebaut, um die beiden Bereiche (Schule und Öffentlichkeit) zu gestalten und mit den technischen Voraussetzungen der Selbstverbuchung auszustatten. Die Wiedereröffnung ist für Oktober geplant. Dann wird sich zeigen, ob sich das neue Modell in der Bibliothek, die den Namen des am Freitag zu ehrenden Dichters trägt, bewährt und den Anforderungen der Nutzer gerecht wird.

Die Texte des gebürtigen Ostpreußen nahm der Maler Egon Bresien zur Grundlage für einige seiner Grafiken, die am Freitag zu sehen sind. Literarisches bringen Gabriele Streichhahn und Knut Schultheiss mit, der renommierte Musiker Lothar Hensel umrahmt den 19.30 Uhr beginnenden Abend mit seinem Bandoneon.

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