Großer Bahnhof am Flughafen

Der Airport Frankfurt am Main soll noch größer werden - das begeistert längst nicht jeden

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 3 Min.
Im Beisein von Repräsentanten aus Wirtschaft, Politik und Belegschaft feierten Flughafenbetreiber Fraport und das schwarz-grün regierte Hessen am Montag den Baubeginn für Terminal 3.

Mit dem Drei-Milliarden-Bauprojekt Terminal 3 im Süden des Frankfurter Flughafengeländes soll ab 2022 ein zusätzliches Aufkommen von mindestens 14 Millionen Passagieren abgewickelt werden können. Fraport fertigt mit den Terminals 1 und 2 pro Jahr knapp 60 Millionen Passagiere ab und plant mittelfristig eine Steigerung auf bis zu 90 Millionen. Terminal 3 soll auch für Großraumflugzeuge und Billigflieger zur Verfügung stehen. Bei der Zeremonie am Montag bezeichnete Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) die Errichtung des Terminals 3 als »wichtigen Schritt für die Zukunftsfähigkeit des Flughafens und den Wirtschaftsstandort Hessen«.

Dass indes längst nicht alle Menschen im Rhein-Main-Gebiet in Feierlaune sind, zeigt die Kritik von Flughafenausbaugegnern. So sprach die Umweltorganisation Robin Wood von einer »völlig verfehlten klimafeindlichen Verkehrspolitik«. In den vergangenen Wochen hatten Umweltschützer mit einem Sommercamp in einem nahen Waldstück gegen die geplante Abholzung zugunsten einer neuen Autobahnzufahrt protestiert. »Terminal 3 macht die Steigerung der jährlichen Flugbewegungen von derzeit 470 000 auf 700 000 möglich. Das bringt den Anwohnern mehr Lärm, Abgase, Stress, Krankheiten und vorzeitige Todesfälle«, rief der Wiesbadener Arzt Michael Wilk jüngst in Terminal 1 den Teilnehmern der 150. Montagsdemo von Bürgerinitiativen gegen den Flughafenausbau zu. Vor Gesundheitsbelastungen der Anwohner und hohen Infrastrukturkosten für das Land warnt auch Stefanie Then vom SPD-Arbeitskreis »Region und Flughafen«, der das Terminal 3 ablehnt, während die SPD-Spitze im Land das Projekt unterstützt.

Der Planfeststellungsbeschluss für Terminal 3 stütze sich auf übertriebene Prognosen, bemängelt der LINKE-Landtagsabgeordnete Hermann Schaus. Anfragen seiner Fraktion hätten ergeben, dass Passagieraufkommen und Flugbewegungen deutlich unter den früheren Erwartungen lägen. Der Flughafenbetreiber wolle aber »ungebremste Expansion um jeden Preis und Schwarz-Grün hat dem nichts entgegenzusetzen«, so Schaus.

Der Baubeginn sei »ein bitterer Tag« für seine Partei, die stets gegen den Flughafenausbau gekämpft habe, erklärte der hessische Grünen-Fraktionschef Mathias Wagner. Leider hätten sich »die Ausbaubefürworter von CDU, SPD und FDP durchgesetzt« und schon 2007 per Planfeststellung Fakten geschaffen, so Wagner. Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir, grüner Spitzenrepräsentant im Land, war dem Spatenstich am Montag »aus Termingründen« ferngeblieben und hatte wiederholt beteuert, dass Fraport beim Bau von Terminal 3 das letzte Wort habe.

»Das Land Hessen und die Stadt Frankfurt am Main besitzen die Aktienmehrheit an der Fraport AG und Schwarz-Grün regiert in Hessen und Frankfurt«, gab hingegen Linksfraktionschefin Janine Wissler zu bedenken. Doch an beiden Orten sei der politische und juristische Spielraum für eine Einflussnahme nicht genutzt worden. Von Al-Wazirs Wahlkampfparole »Mit mir wird es kein Terminal 3 geben« sei lediglich seine Nichtteilnahme am Spatenstich übrig geblieben. »Der Flughafen frisst sich immer weiter in die Region und die Grenzen der Belastbarkeit sind längst überschritten«, so Wissler.

Bürgerinitiativen, Umweltverbände und die LINKE fordern ein absolutes Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr, den Stopp des Terminalbaus, die Schließung und den anschließenden Rückbau der 2011 in Betrieb genommenen Nordwestlandebahn sowie die Deckelung der Flugbewegungen auf höchstens 380 000 im Jahr.

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