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Guter Vampir, böser Vampir

Julia Freidank und SaBine Büchner: Ein wenig gruselig darf es sein

  • Silvia Ottow
  • Lesedauer: 3 Min.

Im Grunde ist es bei Geistern, Drachen und Vampiren nicht viel anders als unter Menschen und Tieren. Es gibt immer welche, die einem das Leben schwer machen, und dann gibt es solche, derentwegen man eigentlich nur am Leben ist.


Julia Freidank/ SaBine Büchner: Grusila. Vampirspuk in Venedig.
Tulipan Verlag. 80 S., geb., 14,95 €.


Das kleine Geistermädchen Grusila und das kleine Drachenmädchen Lisi gehören eindeutig zu letzteren - auch wenn Lisi gleich am Anfang des Buches im Fliegen über einem kleinen Vampir ihr großes Geschäft verrichtet. Das hängt diesem Paul nun überall im strähnigen Haar und im schwarzen Umhang herum. Macht man denn so etwas? Grusila ist die ganze Sache ein bisschen peinlich, und sie nimmt den kleinen Spitzzahn mit in ihre Gruselvilla, wo sie ihn abduscht. Sehr zu seinem Ärger übrigens, denn ein Vampir, der nicht modrig riecht, ist im Grunde nicht sehr furchteinflößend. Jedenfalls markiert dieses verunglückte Kennenlernen den Beginn einer ganz großen Freundschaft unter vollkommen verrückten Zwischenwesen, die auch nichts anderes wollen als ein bisschen geliebt zu werden. Ihre Freundschaft muss sich im Verlaufe des Buches noch einige Male bewähren, vor allem in Venedig.

Paul, seine Vampirschwester Lotta und die neuen Freunde Lisi und Grusila beschließen nämlich voller Abenteuerlust, zu Verwandten nach Venedig zu fahren oder besser gesagt zu fliegen, um Karneval zu feiern. Und dort bekommen sie es mit einer ganz bösen Vampirspezies zu tun - dem gemeinen Zampano Loredano. Vor dem fürchten sich viele und er ist auch ein schreckliches Biest. Klaut Hüte und ärgert kleine Kinder, macht Ärger, wo er auftaucht. Aber was kann ein einzelner alter Bösewicht schon gegen eine Schar junger Ungestümer ausrichten, die zudem übersinnliche Fähigkeiten ihr eigen nennen? Der erwachsene Vorleser wird ahnen, dass Zampano Loredano unterliegt. Doch ehe das geschieht, gibt es packende Verwicklungen auf den Kanälen von Venedig und in seinen alten herrschaftlichen Palästen.

Das Besondere an dem Buch: Es verzaubert mit Schwarz-Grau-Weiß-Illustrationen, ganz und gar passend zu den Farben der gespenstischen Helden. Und es fordert nach jedem Kapitel, eine Aufgabe zu erfüllen: Einmal soll etwas gezeichnet werden, ein anderes Mal will ein Vampirbad mit roter Farbe genommen werden, und wieder ein anderes Mal muss im Kinderzimmer eine Höhle mit Vampirklappe entstehen. Es wäre wirklich interessant zu wissen, ob der Spannungsbogen der Geschichte auf diese Weise gehalten werden kann oder ob das eine oder andere Kind über der Bastelei das Buch vergisst.

Und noch eine andere interaktive Aktion wird den kleinen Leserinnen und Lesern nahegelegt: Die Befriedigung ihrer Ausmalsucht. Wer sich den Titel des Buches genau anschaut, wird darauf nicht nur die wichtigsten Figuren der Handlung versammelt finden, sondern auch eine Idee, wie ein wenig Farbe in den schwarz-weißen Alltag von Gespenstern und Vampiren gebracht werden kann. Grün für Lisi, rot für die Kragenecken von Zampano Loredano, zartlila für Grusila und rosa für Lucia. Bunt ausgemalt kann auch die Herde von Albtraumunholden ganz sicher niemandem mehr Furcht einjagen.

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