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Nichts ist unmöglich

Antje Herden schickt die Außenseiter »Anton und Marlene« in ein gefährliches Paralleluniversum - um die Welt zu retten

  • Martin Hatzius
  • Lesedauer: 3 Min.

Man kann nicht gerade sagen, dass Anton den ersten Tag an der neuen Schule herbeigesehnt hätte. Eigentlich wäre er sowieso lieber auf die Stadtteilschule gegangen als aufs Goethe-Gymnasium. Aber gut, seine Eltern wollten es so - trotz lauter Dreien und Vieren. Und dann waren da ja auch noch diese Tests bei dem »Psychoheini« - Ergebnis: hundertfünfzig. Da ahnt man es schon: Dieser Fünftklässler sieht die Welt mit ganz eigenen Augen. Offenbar ist er hochbegabt.


Antje Herden: Anton und Marlene und die wahrscheinlichen Unwahrscheinlichkeiten.
Fischer KJB, 240 S., geb., 12,99 €.


Antje Herdens Jugendbuch ist aus Antons Perspektive in einer altersgemäßen Sprache erzählt. Obwohl sich darin von Anfang an ein paar seltsame Dinge ereignen, erkennt man in Antons Welt zunächst durchaus die eigene wieder. Dass sich während der pottlangweiligen Einschulungsfeier die Dielen an den Wänden der Aula, von allen anderen Anwesenden unbemerkt, plötzlich einkringeln wie Schnecken, ich meine, das kann doch schon mal passieren. Aber dann kommt es knüppeldicke.

Nach der aberwitzigen Verleihung eines Nachhaltigkeitspreises an Anton und seine neue Banknachbarin Marlene (eine Außenseiterin wie er) bleiben die beiden im ominösen »Institut der Zukunft« im Fahrstuhl stecken. Statt der richtigen Tür öffnet sich die Fahrstuhlwand mit dem Schaltpult und gibt den Weg in einen fensterlosen Korridor frei. An dessen Ende hat jemand eine Tür gemalt. Und Marlene - wahrscheinlich hat sie »Harry Potter« gelesen und weiß, wie die Hogwarts-Schüler den Bahnsteig 9 ¾ erreichen - wirft sich mit Anlauf dagegen. Dann ist sie verschwunden, und Anton stürzt ihr mutig nach.

Hatten sie sich eben noch in einem gewöhnlichen Gebäude in ihrer Stadt befunden, sind sie nun umgeben von Bananenmilchduft, atmenden Steinen und Moosbüscheln, die sich bewegen können. Je weiter sie auf ihrer Suche nach einem Ausgang in das Terrain vorstoßen, desto beängstigender wird das alles: Sie entdecken aufgebrochene Konserven und andere Spuren menschlichen Lebens, sie haben sich gegen gierige Pflanzen und eisige Flammen zu erwehren, sie stürzen unverhofft in die Tiefe und bemerken entsetzt, dass Körperteile hier einfach verschwinden können.

Allmählich dämmert es ihnen: Die wahnsinnigen Wissenschaftler vom »Institut der Zukunft« haben ein Paralleluniversum der Unwahrscheinlichkeiten geschaffen, um herauszufinden »ob an dem Spruch Nichts ist unmöglich tatsächlich etwas Wahres dran ist«. Aber dann haben sie die Kontrolle über ihr Experiment verloren. Und zu allem Unglück sind einige Unwahrscheinlichkeiten aus ihrem Paralleluniversum bereits in die wirkliche Welt entwichen. Nur Kinder, die unmögliche Dinge noch für möglich halten, können das Desaster aufhalten - vielleicht. Und deshalb sind sie, Marlene und Anton, dazu »auserwählt« worden, die Welt zu retten. Ob ihnen das wohl gelingen wird?

Antje Herdens Buch (illus-triert mit Vignetten von Regina Kehr) quillt über vor fantastischen Einfällen. Wo, wenn nicht hier, wäre das angebracht?

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