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Gescheiterte Übernahme

K+S bleibt selbstständig - und hat große Ziele

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 2 Min.

Börsianer sind verärgert: Seit der kanadische Düngemittelhersteller Potash vor zwei Wochen seinen Übernahmeversuch des deutschen Konkurrenten K+S abgeblasen hat, taumelt der Aktienkurs. Gegenüber dem Hoch Anfang Juli - kurz nach dem ersten öffentlichen Angebot von Potash - ging der Kurs um etwa 40 Prozent zurück. Pech für Spekulanten.

Dabei schien Potash noch Anfang Oktober wild entschlossen, den DAX-Konzern zu schlucken. Was dessen Aktienkurs in die Höhe trieb. Um den widerstrebenden Vorstand gefügig zu machen, legten die Kanadier Köder aus. So sollen sie Konzernchef Norbert Steiner und den anderen Vorstandsmitgliedern einen Job nach einer Übernahme angeboten haben - zu deutlich höheren Bezügen. Wenige Tage später blies jedoch der Potash-Chef, der Deutsche Jochen Tilk, den Wirtschaftskrimi ab. Wegen des Widerstands der K+S-Führungsriege sei es sinnlos, die Übernahme weiter zu verfolgen, teilte das Unternehmen am 5. Oktober mit. Dazu beigetragen dürfte haben, dass sich die Gewerkschaft IG BCE und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) auf die Seite von K+S geschlagen hatten. Nach Börsenwert gehört Kali und Salz zu den größten deutschen Konzernen.

Der Potash Corporation of Saskatchewan Inc. kamen angeblich auch Zweifel wegen der stark eingetrübten Marktlage. Das verlangsamte Wachstum der Weltwirtschaft hat zu sinkender Nachfrage nach Kali und Salzen geführt, die Rohstoffpreise sinken.

K+S gehört zu den »Großen Vier«, die den Kali-Weltmarkt als Oligopol dominieren. Angeführt wird dieses vom russischen Uralkali und der belarussischen BPS. Zum Kali-Kartell zählen Beobachter noch die nordamerikanische Vertriebskooperation Canpotex - wichtigster Akteur: Potash. Vor zwei Jahrzehnten hatte das Bundeskartellamt schon mal eine Offerte der Kanadier abgelehnt, um die weitere Konzentration auf dem Weltmarkt zu stoppen.

Kali ist ein zentraler Grundstoff für Dünger. Die wachsende Weltbevölkerung, knappe Landwirtschaftsflächen und der vermehrte Fleischkonsum in den Schwellenländern dürften dafür sorgen, dass die Nachfrage nach Agrarprodukten und damit nach Dünger zunimmt. Andererseits ist Kaliumchlorid nicht wirklich knapp: Weltweit gibt es genug Lagerstätten. So investiert Deutschlands einziger bedeutender Rohstoffkonzern seit 2010 in eine Mine in Saskatchewan - der Heimatprovinz von Potash. Mitten in der Prärie will K+S ab 2016 Millionen Tonnen Kalidünger aus der Erde herausspülen. Investiert werden etwa drei Milliarden Euro. In Kassel spricht man von einem »Jahrhundertprojekt« - das man sich leisten kann. Nach dem Ausstieg von Potash hält Steiner an der Gewinnprognose von 780 bis 860 Millionen Euro allein für 2015 fest.

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