Großer Blick statt kleine Koalition
René Heilig über Merkel, Militärs, Manager und »Flüchtlingsfragen«
»Diese Situation wird dauern und eine gewaltige Kraftanstrengung für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft«, sagte BDI-Präsident Ulrich Grillo am Dienstag auf einer Managertagung. Er meinte das Problem von Flucht und Vertreibung und er zog der angeblich Großen Koalition die Ohren lang: Es könne doch nicht sein, dass man Wahlkampf betreibe und sich über Worte wie »Transitzonen« oder »Einwanderungszentren« streitet. Nur allzu gern nahm die Kanzlerin das auf: »Wenn wir zu klein denken, wenn wir zu sehr auf uns bezogen denken, dann wird das wieder eine große Gefährdung für Europa sein.« Merkel sagte wieder, so wie sie am Vortag vor der Gefahr neuer militärischer Konflikte auf dem Westbalkan gewarnt hatte.
Sicher, vor Ort ist es wichtig, ob man eine Turnhalle öffnet, um frierende Nachbarn aus Zelten zu befreien. Doch so schwer diese Alltagsprobleme wiegen, es geht längst um mehr als »Flüchtlingsfragen«. Es geht um grundlegend soziale Fragen, die alle in Europa Lebenden betreffen. Ja, Asyl ist ein Grundrecht. Also gibt es die Grundpflicht, das Zusammenleben von Menschen verschiedenster Herkunft zu ermöglichen. Sträflich, das Wahlregenten zu überlassen. Schon gar nicht darf dumpfe Auflaufmasse sagen, wo es langgeht. Aber Menschen mit erstrebenswerten, realistischen Visionen, die nicht im Heute gefangen sind, hört man bislang leider zu selten.
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