Brandstifter als Feuerwehr

Olaf Standke über das Selbstverständnis der NATO

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 1 Min.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte tief in die Pathos-Kiste gegriffen, um Zwischenbilanz zu ziehen: »Es ist großartig zu sehen, dass diese Übung die Stärke und Einheit der gesamten Allianz demonstriert.« Gemeint ist das größte Kriegsmanöver des Nordatlantik-Paktes seit 2002, das am Donnerstag mit einer letzten Seeübung zu Ende ging. Eine gigantische »show of force«, so NATO-Strategen im Selbstlob, eine Machtdemonstration nicht nur Richtung Moskau, sondern auch für alle Terrormilizen, die im Nahen und Mittleren Osten wie in Afrika am südlichen Rand der Allianz seit geraumer Zeit mit Geländegewinnen Angst und Schrecken verbreiten.

Also probten 36 000 Soldaten, 140 Kampf- und Transportflugzeuge und 60 Kriegsschiffe beim Kampf um das fiktive Terrornest »Casas Altas« dezidiert einen Ernstfall, wie er sich in Irak oder Libyen jederzeit einstellen könnte. Man müsse sich »vielen verschiedenen Gefahren durch zerfallende Staaten von Afghanistan über Syrien bis hin nach Nordafrika« stellen, beschreibt Stoltenberg die neue Herausforderung und letztlich Legitimierung des größten Militärbündnisses der Welt. Die Allianz präsentiert sich als Feuerwehr gegen eine regelrechten »ring of fire« rund um das europäische Bündnisgebiet - nachdem die NATO-Staaten zynischerweise selbst entscheidend für die Brandherde gesorgt haben.

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