Hitler-Gruß und Schüsse auf Flüchtlingsheim
SPD: Direkte Bedrohung von Flüchtlingen und Politikern nimmt zu / Grüne: Zahl der Anschläge auf Asylunterkünfte steigt
Berlin. Im Stadtteil Köpenick ist es am Montag zu mehreren rechtsextremistischen Angriffen gekommen. Ein Flüchtlingsheim in der Salvador-Allende-Straße wurde von einem unbekannten Täter mit einem Luftgewehr beschossen. Die Schüsse fielen am Abend gegen 22.30 Uhr, wie die Polizei am Dienstag mitteilte. Die Kugeln prallten an einem Fenster ab. Verletzt wurde niemand. Zwei der Geschosse konnten Polizisten sicherstellen. Die Kriminalpolizei ermittelt.
Am Montagnachmittag bedrängte ein Mann einen Mitarbeiter in einem SPD-Wahlkreisbüro. Der Abgeordnete Tom Schreiber berichtete, zuerst sei sein Mitarbeiter von dem Mann mit Äußerungen wie »Asylantenpack« beschimpft worden. Kurz darauf habe er ihm durch die Scheibe gedroht. Wenig später hätten zwei Männer mit Glatzen den Hitler-Gruß gezeigt und die SPD beschimpft.
Dass Ausländerfeinde oder Neonazis inzwischen persönlich erschienen und ihre Gesicht zeigten, sei eine neue Form des Auftretens, sagte Schreiber. Bisher habe es meist Schmierereien und NPD-Aufkleber am Büro oder im Briefkasten seiner Wohnadresse gegeben. Ähnliches hätten auch andere Abgeordnete berichtet.
Inzwischen fühlten sich Rechtsextremisten aber offenbar stärker und würden sich angesichts der aktuellen politischen Debatten über Flüchtlinge inzwischen mehr als früher trauen, sagte Schreiber. Er habe die Polizei und Innensenator Frank Henkel (CDU) informiert.
Die Grünen-Abgeordnete Clara Herrmann verwies auf aktuelle Zahlen, wonach es in diesem Jahr bis Ende September bereits 31 Angriffe auf Flüchtlingsheime gegeben habe. Im Vorjahreszeitraum waren es demnach 16 Angriffe. »Das ist eine dramatische Zunahme rechter Gewalt.«
Am Montag, dem Jahrestag der Nazi-Pogromnacht gegen Juden 1938, habe zudem die rechtsextreme NPD in der Nähe des Holocaust-Mahnmals demonstriert. Herrmann sagte, die rechtsextreme Szene fühle sich offenbar durch die Hetze von Pegida und anderen Rechtspopulisten bestärkt. dpa/nd
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