Aktion für Menschen mit Handicap

Die Anzahl der Erwerbslosen mit Behinderungen sinkt in Mecklenburg-Vorpommern kaum

  • Iris Leithold, Schwerin
  • Lesedauer: 2 Min.
80 Prozent aller Behinderten haben eine abgeschlossene Berufsausbildung, sagt Norddeutschlands Arbeitsagenturchefin. Viele seien so leistungsfähig wie Nichtbehinderte. Doch ihre Chancen stehen schlecht.

Behinderte sind auf dem Arbeitsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern benachteiligt. Für sie wirkt sich der Rückgang der Erwerbslosigkeit kaum aus, sagte die Chefin der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, Margit Haupt-Koopmann, in Schwerin. Im Oktober waren demnach knapp 4800 Behinderte arbeitslos gemeldet - nur 1,4 Prozent weniger als vor einem Jahr. Im gleichen Zeitraum sei die Zahl aller Erwerbslosen im Land um fast fünf Prozent gesunken. Haupt-Koopmann und Sozialministerin Birgit Hesse (SPD) appellierten an die Arbeitgeber, Behinderten mehr Chancen zu geben. Viele Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten, die laut Gesetz fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze mit Behinderten besetzen müssen, zahlen lieber die sogenannte Ausgleichsabgabe. Dabei sind nach Worten von Hesse und Haupt-Koopmann Behinderte oft ähnlich leistungsfähig wie Nichtbehinderte und darüber hinaus hochmotiviert. 80,3 Prozent aller Behinderten haben Haupt-Koopmann zufolge eine abgeschlossene Berufsausbildung, bei allen Arbeitslosen seien es 65 Prozent.

Vom 30. November bis 4. Dezember wollen Mitarbeiter der Arbeitsagenturen auch in Mecklenburg-Vorpommern in Gesprächen und bei Veranstaltungen Unternehmer verstärkt für das Thema sensibilisieren. Am 3. Dezember ist der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung.

Neben Überzeugungsarbeit bei Arbeitgebern sollen auch Modellprojekte helfen, mehr Behinderten zu Jobs auf dem ersten Arbeitsmarkt zu verhelfen. Beispiel »Budget für Arbeit«: »Mehr als eine halbe Million Euro stehen dafür aus der Ausgleichsabgabe zur Verfügung«, sagte Hesse. Damit sollen in den kommenden zweieinhalb Jahren bis zu 15 Menschen aus geschützten Werkstätten in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis gebracht werden.

Das Modellprojekt soll vom östlichen Mecklenburg-Vorpommernaus nächstes Jahr auf das westliche Mecklenburg und die Region Rostock ausgeweitet werden. Die Opposition begrüßte diesen Plan. Er reiche jedoch nicht aus, sagte der LINKE-Abgeordnete Torsten Koplin. So müsse sich die SPD/CDU-Landesregierung auch dafür einsetzen, die zeitlich befristeten Bundesprogramme zu verstetigen. »Die Integration von Menschen mit Behinderung in Arbeit ist eine Daueraufgabe«, sagte er. Die Landesregierung selbst erfüllt nach Worten von Ministerin Hesse die gesetzlich vorgeschriebene Quote von fünf Prozent Schwerbehinderten unter ihren Beschäftigten. Spitzenreiter sei das Sozialressort mit 14,6 Prozent, sagte sie.

Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember jedes Jahres ist ein von den Vereinten Nationen ausgerufener Gedenk- und Aktionstag. Er soll das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Probleme von Menschen mit Behinderung wachhalten und den Einsatz für deren Würde, Rechte und das Wohlergehen fördern. dpa/nd

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