Benefizauktion mit KZ-Motto abgesagt

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.
Mit dem historisch belasteten Satz »Jedem das Seine, aber Potsdam seine Kirche« wurde geworben für eine Versteigerung zu Gunsten des Wiederaufbaus der Garnisonkirche.

200 wertvolle Gegenstände aus Nachlässen und Spenden sollten an diesem Sonnabend um 11 Uhr zu Gunsten des umstrittenen Wiederaufbaus der Potsdamer Garnisonkirche versteigert werden. In der Nagelkreuzkapelle an der Breiten Straße wollte das Auktionshaus Eichelkraut unter anderem eine Radierung mit einer Ansicht der Kirche anbieten, Schätzpreis zehn Euro. Doch die Stiftung Garnisonkirche sagte die Versteigerung am Freitag kurzfristig ab. Es hatte zuvor Nachfragen gegeben, als auffiel, dass das Auktionshaus zur Terminankündigung im Internet das Motto »Jedem das Seine, aber Potsdam seine Kirche« verwendet. Der aus der Philosophie der Antike herrührende Spruch »Jedem das Seine« ist historisch belastet, weil ihn die Nazis am Eingang des KZ Buchenwald angebracht hatten.

Wegen der Nutzung von »Jedem das Seine« in Werbekampagnen sind in den zurückliegenden Jahren die Unternehmen Nokia, Tchibo, Rewe und Esso in die Kritik geraten. Sie hatten sich allesamt für die mangelnde Sensibilität entschuldigt und die Kampagnen gestoppt. Seinerzeit protestierte der Zentralrat der Juden. Diesmal beschwerte sich LINKE-Kreischef Sascha Krämer. »Diese Aussage in Verbindung mit dem Wiederaufbau der Garnisonkirche zeugt von einer unsäglichen Unkenntnis der Geschichte«, rügte er und forderte die Stiftung auf, »sich davon zu distanzieren.«

Die Fördergesellschaft der Stiftung distanzierte sich dann auch wirklich. Im selben Atemzug sagte sie die Benefizauktion in der Kapelle der Stiftung ab. Fördergesellschaftschef Matthias Dombert versicherte, die Gestaltung der Internetseite des Auktionshauses - sie war die auf der Seite der Stiftung verlinkt - sei nicht mit Stiftung und Fördergesellschaft »abgestimmt gewesen«. Es habe vorher keine Hinweise auf derartige Formulierungen gegeben. Vor der Garnisonkirche hatte Hitler 1933 symbolträchtig die Hand Hindenburgs gedrückt. Seite 13

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