In Smartphones steckt oft Kinderarbeit

Amnesty-Bericht: In Kobaltminen im Kongo müssen Tausende Minderjährige das Mineral für Akkus und Batterien fördern / Hungerlöhne und Gesundheitsschäden Alltag / Unternehmen weisen Anschuldigungen zurück

  • Lesedauer: 2 Min.
Glamouröse Läden und Kampagnen für Smartphones und Laptops erzählen nichts über die erbärmlichen Bedingungen in Afrika, unter denen Kobalt gefördert wird. Unternehmen und Regierung weisen die Schuld daran von sich.

Johannesburg. In vielen Batterien von Smartphones und Laptops der bekanntesten Hersteller steckt Amnesty International zufolge Kinderarbeit aus dem Kongo. In kleinen Kobaltminen im Süden des Kongos schuften Tausende Minderjährige, manche von ihnen nur sieben Jahre alt, unter prekären Bedingungen und ohne Sicherheitsausrüstung, wie die Menschenrechtsorganisation am Dienstag in einem neuen Bericht mitteilte. Viele zögen sich für einen Hungerlohn von ein bis zwei US-Dollar pro Tag unter anderem dauerhafte Lungenschäden zu.

Kobalt ist ein wichtiges Mineral für die Produktion von modernen Lithium-Ionen Batterien für Smartphones und Laptops. Mehr als die Hälfte des weltweit geförderten Kobalts stammt aus dem Kongo. Elektronikhersteller wie Apple, Samsung und Sony versäumten es, auszuschließen, dass von Kindern gefördertes Kobalt aus dem Süden des Kongos in ihren Geräte verarbeitet werde, hieß es in dem Amnesty-Bericht. Die Unternehmen wiesen die Anschuldigungen zurück.

»Millionen Menschen profitieren von den neuen Technologien, aber sie fragen nicht, wie sie produziert werden«, sagte Amnesty-Experte Mark Dummett. »Die glamourösen Läden und das Marketing der neuesten Technologien stehen in starkem Kontrast zu Kindern, die Säcke mit Steinen schleppen, zu Minenarbeitern in mit der Hand geschlagenen Schächten und zu dauerhaften Lungenschäden«, sagte er. Das UN-Kinderhilfswerk schätzte 2014, dass in den Minen im Süden des Kongos rund 40 000 Minderjährige beschäftigt sind.

Amnesty interviewte für den Bericht rund 90 Arbeiter in den kleinen Minen, in denen oft mit bloßer Hand oder primitiven Werkzeugen gearbeitet wird. Die Minen stehen laut kongolesischer Regierung für etwa 20 Prozent der Kobalt-Produktion.

Das Kobalt geht von dort Amnesty zufolge über Zwischenhändler, zumeist Chinesen, vor allem an Congo Dongfang Mining (CDM), eine Tochter des chinesischen Unternehmens Huayou Cobalt. Von dort werde das Kobalt an Batterieproduzenten verkauft. Huayou Cobalt erklärte, Kinderarbeit bei Zulieferern auszuschließen. Bei dem Besuch von zwei Minen im Jahr 2014 sei keine Kinderarbeit festgestellt worden.

Amnesty fordert die Elektronik- und Autohersteller in dem Bericht auf, sicherzustellen, dass in Batterien kein Kobalt verarbeitet wird, das aus Minen mit Kinderarbeit stammt. Die Menschenrechtsorganisation fordert auch eine effektivere Überwachung der kleinen Minen durch die kongolesischen Behörden, um Mindeststandards in Bezug auf Arbeitsrecht und Sicherheit zu gewährleisten. Die Regierung in Kinshasa wies die Vorwürfe des Amnesty-Berichts zurück. Diese seien nur eine Finte anderer Kobalt-produzierenden Länder, um ihren Marktanteil auszubauen, erklärte Regierungssprecher Lambert Mende. dpa/nd

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