Kadyrow gegen die Schakale

Klaus Joachim Herrmann über eine Drohung aus Tschetschenien

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 1 Min.

800 000 Menschen auf der Straße für die Präsidenten Russlands und Tschetscheniens zählte in Grosny das Innenministerium. Eine mehr als stolze Zahl bei gut 272 000 Einwohnern. Wohl deshalb beschworen die Veranstalter einen »gesamtrussischen Charakter« der Aktion mit Teilnehmern aus allen Regionen - vom Fernen Osten bis Kaliningrad, von Murmansk nördlich des Polarkreises bis Derbent am Kaspischen Meer.

Herrscher Kadyrow, laut Plakaten und einer Prominenten-Internetkampagne »Patriot Russlands«, war von Menschenrechtlern schon manchem Vorwurf ausgesetzt - von Brutalität über Folter bis Mord. Die einer demokratischen Gesinnung gehörte niemals dazu. In Stalinschem Geist macht der schillernde Mann aus Grosny Front gegen Opposition und kritische Medien in Russland: »Bande von Schakalen«, »Volksfeinde«.

Kadyrow mag den starken Mann in schwieriger Zeit geben und Angst machen wollen. Russisches Grauen über den Tschetschenen, der in Lermontows Gedicht sein Messer wetzt, speist sich bis heute aus alter blutiger Feindschaft. Kadyrow beherrscht im Moskauer Interesse die Kaukasusrepublik, blockt islamistische Terroristen. Sein dreister Angriff auf die Opposition aber schadet der Demokratie, damit Russland und dem Kreml gründlich - ob sie diesen »Patrioten« und »Freund« nun wollen oder nicht.

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