Die AfD kommt nur bei Männern an

Umfrage: Lediglich zwei Prozent der Frauen würden die Rechtspartei ankreuzen - aber 17 Prozent der Männer

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Die rechtspopulistische Alternative für Deutschland ist die Partei der frustrierten Männer. Von denen es aber eine ganze Menge gibt: Die AfD ist in Umfragen mittlerweile drittstärkste Kraft hinter Union und SPD.

Berlin. Die Alternative für Deutschland (AfD) steigt in Umfragen zur drittstärksten politischen Kraft hinter CDU und SPD auf und ist jetzt auch beim Institut Emnid erstmals in einer Umfrage zweistellig: Laut aktueller Zahlen, welche die »Bild am Sonntag« veröffentlichte, käme die Petry-Truppe auf zehn Prozent. Auf ähnliche Werte kam die Partei bereits bei anderen Umfrageinstituten. Die Union steht laut Emnid bei 36 Prozent, die SPD kommt auf 25 Prozent. Linkspartei und Grüne stehen bei neun Prozent, die Freidemokraten bei fünf Prozent. Befragt wurden von Emnid bundesweit 1.875 Personen.

Dabei kristallisiert sich heraus: Die rechte AfD erfährt zu einem ganz überwiegenden Teil Zustimmung nur von Männern. Während nur zwei Prozent der Frauen derzeit die Rechtspartei ankreuzen würden, sind es bei den männlichen Befragten 17 Prozent. Blickt man auf die Union und die SPD, ist das Verhältnis umgekehrt: 40 Prozent der Wählerinnen würden CDU und CSU ankreuzen - aber nur 32 Prozent der Wähler. Bei der SPD liegt das Verhältnis bei 30 Prozent bei den Frauen zu 20 Prozent bei den Männern. Damit erscheint die AfD als klassische Protestpartei, bei der der Anteil männlicher Wähler in der Regel deutlich höher ist. Ob sich die AfD als politische Kraft etablieren kann, sehen viele aber skeptisch. 69 Prozent der Befragten meinen, die Rechtspartei sei nur eine vorübergehende Erscheinung. 20 Prozent glauben, die AfD werde sich im Parteiensystem festigen.

Die Boykottdrohungen der Mainzer Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) wie auch des Stuttgarter Regierungschefs Winfried Kretschmann (Grüne) und seines Stellvertreters Nils Schmid (SPD) gegen gemeinsame TV-Auftritte mit AfD-Kandidaten sorgen weiterhin für heftige Debatten. Dreyer verteidigte am Wochenende noch einmal ihre Haltung. »Ich werde mich nicht, solange es geht, an einen Tisch setzen mit AfD-Vertretern, mit einer Partei, die ich als eine große Gefahr für unsere Gesellschaft sehe«, sagte sie am Samstag. Sie warf der AfD rechtes Gedankengut vor und sprach von »Fremdenfeinden« und »Rattenfängern«. Ähnlich argumentieren Kretschmann und Schmid. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft vertritt eine ähnliche Linie. Im Deutschlandfunk bezeichnete die SPD-Politikerin das Vorgehen Dreyers als persönliche Entscheidung, die sie nicht kommentieren wolle. Aber: »Ich habe für mich auch entschieden: Ich gehe nicht in Fernsehsendungen mit Vertretern der AfD.« In NRW wird im Frühjahr 2017 gewählt.

Der TV-Streit könnte der Partei aus Sicht des Mainzer Politologen Kai Arzheimer noch Auftrieb geben. »Die Absage an die AfD ermöglicht es dieser, sich als Opfer einer ganz großen Koalition von Altparteien und Medien zu präsentieren«, sagte er. »Damit erreicht die AfD vermutlich mehr und positivere Aufmerksamkeit, als sie durch die Teilnahme an der Elefantenrunde erreicht hätte.« nd/dpa Kommentar Seite 4

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