Ende Juni könnte Schluss sein

Das Stadttheater Cöpenick sucht Sponsoren

  • Martin Hardt
  • Lesedauer: 3 Min.

Nur wenn das Stadttheater Cöpenick bis zum 30. Juni bei seinem Publikum 5000 Euro im Monat locker macht, ist sein Bestand gesichert. Ein Sponsorenaufruf und in Filialen der Sparkasse ausliegende Flyer machen auf die dramatische Lage der beliebten Spielstätte aufmerksam. Kommt das Geld zusammen, könne man dem privaten Eigentümer des Hauses eine angemessene Miete zahlen, so Matthias Seidel vom Stadttheater beziehungsweise der Kunstfabrik Köpenick GmbH. Zurzeit verzichte er darauf und mache nur eine kleine Betriebspauschale für Heizung und Wasser geltend. Die Spielstätte der Kunstfabrik sei an einem Punkt angekommen, an dem es darüber hinaus auch darum gehe, die Zukunft mit der Hilfe von Sponsoren oder anderen Geldquellen zu sichern. Dazu braucht es eine breite Basis. Am liebsten wäre es Seidel, wenn sich 500 Unterstützer fänden, die monatlich 10 Euro zum Erhalt des Spielbetriebs am Stadttheater Cöpenick spendeten. »Wir möchten unser Publikum ins Boot holen.«

Seitdem der Bezirk Treptow-Köpenick vor zwei Jahren seine jährliche Zuweisung auf 25 000 Euro halbierte und das Jobcenter Köpenick Ende 2014 keine Arbeitsplätze am Stadttheater mehr fördert, muss man sich finanziell neu aufstellen. Der Antrag auf Spielstättenförderung beim Kultursenat für die laufende Saison wurde wieder abgelehnt. Michael Vogel, Bezirksstadtrat für Weiterbildung, Schule, Kultur und Sport, bestätigt die Lage der Spielstätte und auch Seidels Aussage, dass nicht einmal die aktuellen 25 000 Euro für das Stadttheater ein fester Posten im Bezirksetat seien. Mehr Geld könne sich Treptow-Köpenick für einen Kulturakteur nicht leisten. Immerhin seien die Kulturzuweisungen des Bezirks eigentlich immer nur als Anschubfinanzierung gedacht.

Das sieht Matthias Seidel allerdings ganz anders. Einig sind sich beide in dem Eindruck, dass die Kulturzuweisungen des Senats, insbesondere aus der City-Tax, die von den Hoteliers erhoben wird, in erster Linie bei Spielstätten und Kulturakteuren innerhalb des Berliner S-Bahn-Rings halt machten. »Als ob es außerhalb des S-Bahn-Rings keine freie Kulturszene gibt, auf die der Senat so stolz ist«, sagte Michael Vogel dem »nd«.

Zurzeit wird der Spielbetrieb des Stadttheaters von drei festen Mitarbeitern der Kunstfabrik Köpenick GmbH und bis zu acht Ehrenamtlichen aufrechterhalten. Schwänke und Shows, viele Aufführungen des freien Theaters Fuga finden hier zu sehr moderaten Preisen statt. Auch als Bühne für Podiumsdiskussionen hat es in Köpenick einen guten Namen. Im aktuellen Programm tauchen etwa das Fluglärm-Kabarett und Marina Erdmann mit einem Tucholsky-Programm auf. Lutz Hoff und Fernsehstar Andreas Schmidt-Schaller plaudern miteinander. Klaus Feldmann präsentiert die kuriosesten Versprecher aus 30 Jahren Sprechertätigkeit im Rundfunk und Fernsehen. Das Fuga Theater gastiert mit »Charlys Tante« und einem Familienstück, Franziska Troegener und Jaecki Schwarz lesen Kurzkrimis von Roald Dahl. Genug Gründe, sich ein Bild von der selbst gestellten Aufgabe und Unterstützungswürdigkeit des Stadttheaters Cöpenick zu machen.

www.stadttheatercoepenick.de/

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