Dunkle Geschäfte im Dark Pool

Die beiden Großbanken Barclays und Credit Suisse einigen sich mit US-Behörden auf Strafzahlung in Höhe von 154,3 Millionen US-Dollar

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 3 Min.
Investoren haben Dark Pools gerne, weil ihre Deals nicht von Hochfrequenzhändlern kaputt gemacht werden können. Doch nicht alle Anbieter dieser Handelsräume halten ihr Versprechen.

Credit Suisse und Barclays haben durch eine Einigung auf Bußgeldzahlungen mit der US-Justiz und der Börsenaufsicht SEC eine Anklage wegen illegaler Machenschaften in ihren so genannten Dark Pools verhindert. Diese bankeigenen geschlossenen Handelsplattformen ermöglichen Kunden den Kauf und Verkauf großer Aktienpakete, ohne dass die Händler an den großen offenen Börsen davon etwas mitbekommen. Diese »Dunkelkammern« sollen auch den computerisierten Hochgeschwindigkeitshandel mit Wertpapieren fernhalten. Doch die Banken hielten diese Zusage nicht ein.

Darüber hinaus mangelte es an Offenheit gegenüber den Kunden. Weder wurden die versprochenen Abläufe eingehalten, noch wurden die tatsächlichen Gebühren offengelegt. Beide Banken verstießen nach Angaben der Aufsichtsbehörden gegen die Vorgaben der Regulierungsbehörde.

Credit Suisse und Barclays müssen daher nach der vom New Yorker Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman bekanntgegebenen Absprache zusammen 154,3 Millionen US-Dollar (141,9 Millionen Euro) an Strafe bezahlen. »Diese Fälle sind der erste große Sieg im Kampf gegen Betrug im Dark-Pool-Handel«, sagte Schneiderman. Der Kampf gegen jene, die das System ausnutzen wollten, oder die, die einfach wegguckten, ohne etwas gegen die Unregelmäßigkeiten zu unternehmen, gehe weiter.

Barclays hat in dem Vergleich mit den Behörden seine Schuld eingestanden, Investoren irregeführt und Vorschriften gebrochen zu haben. Die britische Bank muss 70 Millionen Dollar Strafe bezahlen. Und sie akzeptiert einen unabhängigen Aufseher für ihr Geschäft mit dieser Handelsplattform. Man wolle »alle Anstrengungen darauf richten, unseren Kunden zu dienen«, erklärte Barclays.

Credit Suisse muss 84,3 Millionen Dollar bezahlen. Allerdings hat die schweizerische Bank kein Schuldeingeständnis abgegeben und akzeptiert auch keinen Aufpasser von außen. Die US-Aufsichtsbehörde wirft ihr vor, ihre Handelsplattformen Crossfinder und Light Pool im Gegensatz zu den Absprachen mit ihren Kunden für den Hochgeschwindigkeitshandel geöffnet zu haben. Außerdem seien vertrauliche Kundeninformationen nach draußen gegeben worden.

Crossfinder ist der größte Dark Pool in den USA sowie der zweitgrößte weltweit. Light Pool legt zwar Angebote offen, arbeitet aber sonst wie ein Dark Pool. Der für diese Handelsplattformen zuständige Manager Daniel Mathisson hat Credit Suisse im vergangenen Monat verlassen.

Die beiden Fälle waren ins Rollen gekommen, nachdem 2014 ein Insider die Behörden informiert und Staatsanwalt Schneiderman danach Ermittlungen gegen Barclays eingeleitet hatte. Er warf der Bank vor, auch dem Hochgeschwindigkeitshandel Zugang zu seiner Handelsplattform, dem Dark Pool, geöffnet zu haben, während den Kunden weisgemacht wurde, dass sie dort dieser Konkurrenz entgehen würden.

Ursprünglich waren die bankeigenen nichtöffentlichen Handelsplattformen dazu gedacht, den Händler zu ermöglichen, anonym große Aktienmengen oder andere Wertpapiere zu handeln. Inzwischen aber erfreuen sich diese Dark Pools großer Beliebtheit. Kritiker bemängeln, dass professionelle Händler eine Vorzugsbehandlung gegenüber denen von Banken und Finanzhäusern erfahren.

Wie groß der Anteil der Dark Pools am Finanzgeschehen der USA ist, bleibt im Dunkeln. 2014 schätzte Reuters, dass 40 Prozent des Aktienhandels dort abgewickelt würden, gegenüber nur 16 Prozent 2008.

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