Migranten kaum krimineller als Deutsche
Kriminologen warnen vor falschen Verdächtigungen
Hannover/Halle. Nach Einschätzung des Direktors des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Thomas Bliesener, sind Migranten kaum krimineller als einheimische Deutsche. Ihr Anteil liege zwar um ein oder zwei Prozentpunkte höher, sagte er der in Halle erscheinenden »Mitteldeutschen Zeitung« (Donnerstagsausgabe). Dies sei jedoch darauf zurückzuführen, dass es unter den Migranten mehr junge Männer gebe. »Wenn man das rausrechnet, sind die Werte identisch«, betonte Bliesener in dem Interview.
Berücksichtigt werden müsse, dass sich Migranten in ihrer sozialen und demografischen Struktur von einheimischen Deutschen unterscheiden. Sie seien jünger und auch eher männlich. Zugleich seien statistisch gerade junge Männer die Hauptgruppe bei den Delinquenten auch unter Deutschen.
Während die Flüchtlinge generell gewillt seien, sich zu integrieren und deshalb nicht als besonders straffällig auffielen, seien eine Risikogruppe jedoch diejenigen Flüchtlinge, »die durch Europa vagabundieren und gar keine Chance haben, sich zu integrieren«. Sie würden vermutlich vermehrt in die Drogen- und Eigentumskriminalität einsteigen.
Der Kriminologe sieht das Problem außerdem weniger in der Kriminalität der Migranten als in deren Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit. Migranten würden als Fremde und damit oft argwöhnisch betrachtet. Es sei aber auch »nicht so, dass allein Heilige zu uns kommen. Wir müssen Ross und Reiter nennen. Zugleich müssen wir aber sachlich und wahrhaftig bleiben, statt Gerüchten aufzusitzen«, erklärte Bliesener. epd/nd
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.