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Martina Hingis schlägt nach 19 Jahren wieder in Leipzig auf

Zum Fed-Cup-Duell gegen Deutschland kehrt die Tennisspielerin zurück. Auch bei der Schweizerin hat sich viel verändert - geblieben ist der Erfolg

  • Cai-Simon Preuten, Leipzig
  • Lesedauer: 3 Min.
Zwischen Martina Hingis’ erstem und jüngstem Grand-Slam-Erfolg liegen 20 Jahre. Eine Olympiamedaille in Rio soll ihre dritte Karriere krönen.

Ihr letzter Besuch in Leipzig? »Der ist schon eine Weile her«, sagt Martina Hingis und weiß selbst, wie maßlos sie damit untertreibt. 1997 schlug sie zum letzten Mal in der Messestadt auf, bei einem Turnier, das es seit 13 Jahren nicht mehr gibt, auf einem Bodenbelag (Teppich), der nicht mehr verlegt wird. Hingis’ große Kontrahentin Steffi Graf fehlte damals in Leipzig verletzt. Es hat sich einiges verändert seit ihrem letzten Besuch - auch im Leben der früheren »Swiss Miss«.

Geblieben ist der Erfolg. Vor 19 Jahren stand sie auf Platz eins der Einzel-Weltrangliste. Heute führt Hingis das Ranking im Doppel an. Bei den Australian Open in Melbourne gewann sie mit der Inderin Sania Mirza am vergangenen Wochenende ihren 21. Grand-Slam-Titel, fünfmal triumphierte sie im Einzel, viermal im Mixed und zwölfmal im Doppel.

Mittlerweile durchlebt Hingis ihre dritte Karriere nach ihrer Zeit als Wunderkind in den 90er Jahren und dem gescheiterten Comeback inklusive Kokainaffäre 2007. »Man vergisst manchmal, dass sie noch so jung ist«, sagt der Schweizer Fed-Cup-Teamchef und frühere Graf-Trainer Heinz Günthardt über die 35-Jährige, die kaum älter ist als ihr Landsmann Roger Federer.

Auch wenn Hingis aller Voraussicht nach an diesem Wochenende gegen Deutschland nur im Doppel zum Einsatz kommt, weiß Günthardt, wie wichtig sie für das Team der Eidgenossen ist: »Allein ihre Präsenz ist eine Verstärkung für uns.« Auch Hingis sagt, sie könne viel Input von der Bank geben, »positive Energie schadet ja nicht«. Auf dem Platz, da müssen es die Jungen jedoch alleine richten.

Martina Hingis genießt ihr Leben als Doppelspezialistin - weil sie es liebt, zu gewinnen. Und: »Weil ich mir mehr erlauben kann. Auch mal ein Glas Wein«, sagte sie in Melbourne: »Ich will mich nicht mehr abrackern müssen.« Im Doppel kann sie ihre Stärken ausspielen: die Übersicht, die Präzision, das feine Händchen am Netz. Die fehlende Power beim Aufschlag und an der Grundlinie, die sie nach 209 Wochen an der Einzelspitze dann an der Generation um Serena und Venus Williams scheitern ließ, wird kaschiert. »Im Einzel habe ich meine Zeit gehabt«, sagt Hingis heute: »Ich bin lieber an der Spitze, als irgendwo im Mittelfeld herumzugurken.«

Der beinahe krankhafte Ehrgeiz ihrer Teenagerzeit ist einer Altersmilde gewichen. Über das legendäre Finale der French Open 1999, als sie sich erst mit dem Publikum anlegte, dann gegen Graf verlor und schließlich unter Tränen den Platz verließ, sagt sie: »Mit 18 macht man halt manchmal Dinge, die man nicht tun sollte.« Als Mittdreißigerin dagegen nur noch, was Spaß macht.

Hingis freut sich vor allem auf die Olympischen Spiele in Rio, bei denen sie gemeinsam mit Federer Favoritin auf die Goldmedaille im Mixed ist. Ans Aufhören denkt sie jedenfalls nicht. »Wie können Sie solch eine Frage stellen?«, blaffte Hingis in Leipzig eine Reporterin an: »Wir haben ein Spiel am Wochenende.« SID/nd

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