Exporte auf Allzeithoch

Hiesige Firmen verkauften 2015 Waren im Wert von fast 1,2 Billionen Euro ins Ausland

  • Lesedauer: 3 Min.
Die deutsche Exportindustrie fuhr 2015 erneut ein Allzeithoch bei den Ausfuhren ein und hofft 2016 auf einen weiteren Rekord.

Wiesbaden. Deutschlands Exporteure haben dank des schwachen Euro im vergangenen Jahr so viel wie nie zuvor exportiert. Waren im Gesamtwert von 1195,8 Milliarden Euro gingen ins Ausland - damit war »Made in Germany« so gefragt wie nie. Die Bestmarke aus dem Vorjahr wurde nochmals um 6,4 Prozent übertroffen, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte.

»Trotz eines schwierigen Jahres hat sich der deutsche Außenhandel einmal mehr als sehr robust erwiesen«, bilanzierte der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). Der Branchenverband ist trotz aller Krisen rund um den Globus zuversichtlich, dass auch 2016 ein gutes Jahr für den Export werden wird. »Da anzunehmen ist, dass die Rohstoffpreise sowie der Eurokurs weiterhin niedrig bleiben, rechnen wir auch für dieses Jahr mit einer positiven Entwicklung im deutschen Außenhandel«, betonte BGA-Präsident Anton Börner. Der BGA erwartet ein Exportplus von 4,5 Prozent und einen Importzuwachs von vier Prozent.

»Ein solcher Außenhandelsüberschuss ist nicht nachhaltig, sondern eine Gefahr für die Stabilität der Wirtschaft und damit letztlich eine Gefahr für die Beschäftigten auch hierzulande«, warnt hingegen der wirtschaftspolitische Sprecher der LINKEN im Bundestag, Michael Schlecht. Das Ausland habe sich um den Rekordwert von rund 250 Milliarden Euro bei Deutschland neu verschulden müssen, denn genau so viel exportierte Deutschland mehr, als es importierte. Um dies umzukehren sei ein konsequenter Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik notwendig, weg von Rekordüberschüssen hin zu einer massiven Stärkung der Binnennachfrage. »Dafür brauchen wir vor allem massiv steigende Löhne und mehr öffentliche Investitionen«, fordert Schlecht.

In den vergangenen Monaten half der schwache Euro, der Waren auf den Weltmärkten billiger macht, den Unternehmen ebenso wie die Erholung der Konjunktur in Europa. Die Nachfrage aus den EU-Partnerstaaten zog im vergangenen Jahr deutlich an - vor allem aus Ländern wie Großbritannien, die nicht der Eurozone angehören.

In die EU lieferten deutsche Unternehmen Waren im Wert von 693,9 Milliarden Euro und damit sieben Prozent mehr als vor Jahresfrist. Das ist nach wie vor der Löwenanteil der deutschen Ausfuhren. Aber auch die Exporte in die lange kriselnde Eurozone zogen an: Dorthin gingen Waren für 435 Milliarden Euro (plus 5,9 Prozent). Im Handel mit EU-Ländern, die nicht der Eurozone angehören, gab es ein Ausfuhrplus von 8,9 Prozent auf 258,9 Milliarden Euro.

Die Einfuhren nach Deutschland lagen mit 948 Milliarden Euro um 4,2 Prozent über dem bisherigen Höchstwert aus dem Jahr 2014. Zum Jahresende schwächte sich das Wachstum allerdings ab. Im Dezember wurden im Vergleich zum Vorjahresmonat mit 91,9 Milliarden Euro 3,2 Prozent mehr Waren ausgeführt und mit 73,1 Milliarden Euro 3,5 Prozent mehr Waren eingeführt. Kalender- und saisonbereinigt nahmen die Aus- und Einfuhren zum November 2015 um jeweils 1,6 Prozent ab.

Vor allem die Nachfrage von EU-Ländern außerhalb der Währungsunion habe nachgelassen, erklärten Ökonomen der BayernLB. Dabei könnten verstärkten Grenzkontrollen wegen des Flüchtlingsstroms eine Rolle gespielt haben. Zudem schwächelt vor allem in Schwellenländern und China die Konjunktur, was die deutsche Exportindustrie trotz schwachem Euro in diesem Jahr negativ zu spüren bekommen könnte. nd/dpa

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