Junge Geflohene bekommen eine Zukunft
Mit einem beispielhaften Programm integrieren die Berliner Wasserbetriebe Jugendliche
Die Erfahrung macht’s. Wer die Einstiegsqualifizierung meistert, dem winkt eine technische Ausbildung bei den Berliner Wasserbetrieben.
Von Constantin Mavromatidis
In der Ausbildungswerkstatt der Berliner Wasserbetriebe in Lichtenberg herrscht am Montagmorgen geschäftiges Treiben. Junge Männer im Blaumann stehen in einer Gruppe an der Werkbank und versuchen, jeweils zu zweit, Wasserpumpen zusammenzubauen. Es wird eifrig gehämmert, geschraubt und gedreht.
Junge Geflohene und Berliner sind gemeinsam bemüht, die Tücken der Technik zu bewältigen. Verständigungssprache ist Deutsch. Seit dem 20. Januar dieses Jahres werden sechs geflüchtete und Berliner Jugendliche auf eine Berufsausbildung vorbereitet. Das Projekt der Berliner Wasserbetriebe wurde durch »Arrivo Berlin« vermittelt. Die Initiative, die im Herbst 2015 unterzeichnet wurde, wird unter anderem auch von der Gesellschaft für berufsbildende Maßnahmen (GFBM) getragen. Die Kooperation wurde im Herbst 2015 vereinbart. Anerkennung und Lob gab es dafür von der Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen, Dilek Kolat (SPD): »Hier wird Pionierarbeit geleistet.« Kerstin Oster, Personalvorständin der Wasserbetriebe, ergänzte: »Wir möchten gerne Horizonte öffnen.«
Einer von ihnen, der durch das Programm wieder eine Perspektive für sich sieht, ist der 24-jährige Mohammad Dorali. Der junge Bauingenieur floh vor 23 Monaten aus dem Iran. »Zum Glück musste ich dazu nicht mein Leben riskieren, wie es andere tun müssen, ich kam mit einem Visum per Flugzeug nach Berlin«, sagt er. Einen Monat vor Ablauf seines Visums beantragte er in Berlin Asyl.
Er hat jetzt eine Aufenthaltsbestätigung, die bis zum 10. August 2016 gültig ist und dann um ein Jahr erneuert werden soll. Dorali ist dankbar für die Chance, an dem Programm teilnehmen zu dürfen. Nach dem Durchlauf des Programms möchte er eine Ausbildung zum Mechatroniker absolvieren und dann gern übernommen werden. Es tue ihm gut, wieder einen geregelten Tagesablauf zu haben, sagt er. »Ich stehe jeden Tag pünktlich in der Werkstatt.« Zuvor hätte ihn die Langeweile geplagt. »Jetzt habe ich endlich wieder ein Ziel, eine Zukunft«, fügte er hinzu. Das Leben in der Heimat wäre für ihn gefährlich. Für sein »Vergehen«, den Übertritt zum Christentum, droht ihm die Todesstrafe.
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