Transitrisiko
Klaus Joachim Herrmann über die besondere Lage der Ukraine
Trotz der Einigung zwischen Moskau und Kiew im Lastwagenstreit stauten sich auch Donnerstag russische Trucks an den Grenzen zur Ukraine. Freie Fahrt blieb unsicher, erzwungener Halt wahrscheinlich. Dabei hatte Premier Jazenjuk am Vortag persönlich die Freigabe des Transits verkündet und in Moskau Vizeverkehrsminister Assaul erklärt, dass »alle Beschränkungen unbefristet aufgehoben sind«. Vorgebliche ukrainische Patrioten und Kämpfer des Rechten Sektors stoppten schon einmal russische Lastwagen. Nun fordert ein neu formierter »Gesamtukrainischer Zentralstab für die Transportblockade« die Regierung in Kiew erneut dazu auf. Werde der Verkehr wieder aufgenommen, drohen die »Patrioten« mit »entschlossenen und vielfältigen Maßnahmen«.
Gott habe die Ukraine nun einmal dort geschaffen, wo sie sich befindet, meint der ukrainische Infrastrukturminister Piwowarski ergeben. Das ist so schön dazwischen - für den Transit und die Einnahmen daraus wie geschaffen. Doch abgesehen davon, dass Hilflosigkeit auf den Transportwegen einer Staatsmacht nicht gut ansteht, nehmen bei Blockaden alle Beteiligten Schaden. Den größten erleidet jedoch das Land in bester Lage, das zum Transitrisiko wird. Es finden sich immer Luft-, See- und sonstige Wege - auch Pipelines für Öl und Gas - die es umgehen können.
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