Den Kurden droht Liebesentzug
Roland Etzel zur Reaktion auf die syrisch-kurdische Autonomieerklärung
Die syrischen Kurden haben die jahrzehntelange Ignoranz gegenüber ihren Wünschen nach Selbstbestimmung mit einem trotzigen, aber selbstbewussten Schritt beantwortet. Wenn sie ihr »Rojava« jetzt als autonom bezeichnen, so ist das längst nicht mehr nur eine Forderung, die sie an den Rest der Welt stellen, sondern schon der Versuch, den bereits erreichten Status quo jetzt auch mit einem geeigneten Rahmen zu versehen. Einem Rahmen, der politisch geboten und juristisch legitim erscheint - und den sie sich in einem Verteidigungskrieg unter Opfern erkämpft haben.
Mehr als die halbe Welt hat die syrischen Kurden dabei mitfühlend begleitet, hatten sie sich doch jener Banditen zu erwehren, die als Oberbösewichter unserer Zeit ausgemacht sind: gegen den Islamischen Staat. Und so waren im vorigen Sommer alle ein bisschen Kobane.
Tempi passati. Es sieht jetzt danach aus, als würde der weltweiten Solidaritätsmaschine abrupt der Stecker gezogen. Erdogan hat beim Thema Kurden - ob syrisch oder türkisch - das Messer zwischen die Zähnen, ohne Kritik aus dem Westen fürchten zu müssen. Und man muss kein Prophet sein, um zu erahnen, dass die vermeintlichen Freunde in den westlichen Regierungen ihre Logenplätze bei der Betrachtung des kurdischen Freiheitskampfes still und heimlich verlassen werden.
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