Korallen im Hitzestress

Am australischen Great Barrier Reef wird die höchste Alarmstufe ausgerufen

  • Lesedauer: 2 Min.
Mehr als 30 Grad Meerestemperatur setzen dem Great Barrier Reef zu: Mancherorts ist schon jede zweite Koralle abgestorben. Die Marinepark-Behörde verhängt die höchste Alarmstufe. Hilft das noch?

Sydney. Hohe Wassertemperaturen haben am größten Korallenriff der Welt in Australien alarmierende Schäden verursacht. Am Nordende des 2300 Kilometer langen Great Barrier Reefs bei Cape York seien örtlich bereits bis zu 50 Prozent der Korallen abgestorben, berichtete die zuständige Behörde am Sonntagabend. Sie verhängte deshalb die höchste Alarmstufe. Bei Stufe 3 geht sie von »regional schwerwiegender Korallenbleiche« aus. »Der Klimawandel killt das Barrier Reef«, twitterte der wissenschaftliche Klimarat am Montag.

»Die Wassertemperatur vor der Nordküste von Queensland war im Februar an der Oberfläche verblüffende 33 Grad«, teilte der Klimarat mit. »Wahrscheinlich verlieren wir die meisten Korallen weltweit in den nächsten 30 bis 40 Jahren, wenn wir weiterhin fossile Brennstoffe verbrennen und das Klima so aufheizen wie bisher.« Die letzte große Korallenbleiche ereignete sich 1996. Das Barrier Reef verlor in Queensland damals rund zehn Prozent seiner Korallen.

3000 Riffe über 2300 Kilometer

Das Great Barrier Reef ist das größte Korallen-Ökosystem der Welt. Es besteht aus rund 3000 einzelnen Riffen und 900 Inseln und zieht sich über 2300 Kilometer entlang der Ostküste Australiens. Manche Riffe liegen nur 70 Kilometer vom Land entfernt.

Es gibt 600 Korallenspezies und Tausende Fischarten, Weichtiere, Schwämme, Seeschlangen, Wale, Delfine, Haie und Dugongs (Seekühe). Das Great Barrier Reef ist eine der größten Touristenattraktionen Australiens. Seit 1981 steht es auf der Weltnaturerbeliste der UNO-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO).


Klimawandel, Schifffahrt, Fischerei, Erosion, Stürme und der Abfluss von Dünger und Pestiziden aus intensiver Landwirtschaft bedrohen das Riff. Die Korallendecke ist seit 1985 um die Hälfte geschrumpft. dpa

»Die Korallen im hohen Norden des Riffs sind über Monate in warmem Wasser gewesen. Das hat Hitzestress erzeugt, mit dem sie nicht länger fertig geworden sind«, erklärte der Chef der für das Great Barrier Reef zuständigen Marineparkbehörde (GBRMPA), Russell Reichelt. Noch sei aber der Großteil des Marineparks nicht betroffen.

Mit der höchsten Alarmstufe sollen die Überwachung des Riffs und Schutzmaßnahmen verbessert werden. »Dazu gehört die Reduzierung der Nährstoffe und Ablagerungen, die (von Feldern) ins Wasser geraten, die Fortsetzung des Programms zur Reduzierung der korallenfressenden Dornenkronen-Seesterne und die Teilnahme an weltweiten Anstrengungen zur Reduzierung der klimaschädlichen Emissionen«, so die Behörde.

Korallen sind Nesseltiere, die in Symbiose mit Algen leben. Die Algen versorgen sie mit Nährstoffen. Algen scheiden bei anhaltend hohen Wassertemperaturen Gifte aus. Dann stoßen die Korallen sie ab. Sie verlieren erst ihre Farbe und sterben ab, wenn sich keine neuen Algen ansiedeln. Korallen können sich erholen

Das alle paar Jahre auftretende Wetterphänomen El Niño sorgt zurzeit für hohe Wassertemperaturen im Pazifik. Das bringt das Klima weltweit durcheinander, je nach Region gibt es schwere Dürren oder überdurchschnittlich starke Überschwemmungen.

Das australische Umweltministerium kündigte zusätzliche Mittel für die Erforschung der Korallenbleiche an. Insgesamt stünden in den kommenden zehn Jahren mehr als zwei Milliarden australische Dollar (1,35 Milliarden Euro) zum Schutz des Riffs zur Verfügung, teilte Umweltminister Greg Hunt mit. dpa/nd

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