Weniger Flüchtlinge in Griechenland angekommen

150 Migranten nach Piräus gebracht / Deutschland schickt erste Helfer nach Griechenland / Tsipras spricht mit Merkel über 2300 Helfer

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Noch immer befinden sich mehr als 50.000 Geflüchtete in Griechenland. Aber langsam sinkt die Zahl der neu ankommenden Menschen. Die ersten Asylentscheider aus europäischen Ländern treffen zur Unterstützung ein.

Athen. Die Zahl der neu ankommenden Flüchtlinge aus der Türkei nach Griechenland ist in den vergangenen 24 Stunden zurückgegangen. Zwischen Montag- und Dienstagmorgen 07.30 Uhr Ortszeit setzten rund 600 Menschen von der türkischen Küste auf griechische Ägäis-Inseln über, wie der griechische Stab für die Flüchtlingskrise mitteilte. Am Vortag waren im gleichen Zeitraum 1662 Menschen eingetroffen. Ein Offizier der griechischen Küstenwache riet, keine voreiligen Schlüsse aus diesen Zahlen zu ziehen. Insgesamt befinden sich demnach jetzt mehr als 52.000 Geflüchtete in Griechenland.

Von den Ägäis-Inseln sind 150 Flüchtlinge unter Polizeischutz in die griechische Hafenstadt Piräus gebracht worden. Wie der Sprecher des Stabes, Giorgos Kyritsis, am Dienstagmorgen dem Fernsehsender Mega sagte, sollen sie zunächst in ein Lager nahe der Hafenstadt Korinth gebracht werden.

Falls sie kein Asyl beantragen oder ihr Asylantrag abgelehnt wird, sollen sie in den kommenden Tagen in die Türkei abgeschoben werden. Darüber würden die zuständigen Behörden entscheiden, sagte der Sprecher. Griechenland hat nach offiziellen Angaben seit Jahresbeginn mehr als 600 Migranten in die Türkei abgeschoben. In ihrer Mehrheit waren sie Marokkaner, Algerier, Tunesier und Pakistaner.

Griechenland braucht für die Umsetzung des Flüchtlingspaktes der EU mit der Türkei dringend Personal. Das bekräftigte der griechische Regierungschef Alexis Tsipras am Dienstag in einem Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, wie die griechische Regierungssprecherin Olga Gerovasili in Athen mitteilte. Zudem habe Tsipras betont, es müsse Druck auf die Türkei ausgeübt werden, den sogenannten Schleusern das Handwerk zu legen. Auch der NATPO-Einsatz in der Ägäis müsse verstärkt werden, hieß es. Tsipras hatte in den vergangenen Tagen gesagt, dass sein Land mindestens 2300 Experten brauche, darunter Dolmetscher, Sicherheitsleute und Asylexperten.

Seit Sonntag sind die Vereinbarungen des Flüchtlingsabkommens in Kraft, das die EU mit der Türkei geschlossen hat. Der Pakt sieht vor, dass alle Flüchtlinge, die seit Sonntag illegal von der Türkei nach Griechenland kommen, ab Anfang April zwangsweise in die Türkei zurückgebracht werden können. Nur wer nachweisen kann, dass er in der Türkei verfolgt wird, darf bleiben. Am Montag waren die ersten türkischen Verbindungsoffiziere nach Griechenland gekommen. Tausende EU-Beamte, spezialisiert auf Sicherheitsaufgaben und Asylverfahren, werden noch erwartet.

In den kommenden Tagen will Deutschland die ersten Helfer nach Griechenland zur Unterstützung der dortigen Behörden entsenden. Eine aus fünf Experten bestehende Gruppe soll sich zunächst mit der Lage vor Ort vertraut machen. Zusammen mit dem Europäischen Unterstützungsbüro für Asylfragen (EASO) sollen konkrete Einsatzmöglichkeiten und logistische Fragen geklärt werden, teilte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) am Dienstag in Nürnberg mit.

Das Bundesamt will insgesamt 100 Asylentscheider und Sekretariatskräfte nach Griechenland schicken. Sie sollen die dortigen Asylbehörden bei den Einzelfallprüfungen im Zusammenhang mit dem Flüchtlingspakt zwischen der EU und der Türkei unterstützen. Unter denen, die sich gemeldet hätten, seien viele mit Arabisch- und Griechischkenntnissen, berichtete ein BAMF-Sprecher. Deutschland reagiert mit dem Hilfsangebot auf eine Anfrage des Europäischen Unterstützungsbüros EASO. Agenturen/nd

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