»Birdie« Sanders und der Weltfrieden

Der linker Senator aus Vermont ist bei den Vorwahlen auf Verfolgungsjagd - Favoritin für die Präsidentschaftskandidatur bleibt aber Hillary Clinton

  • Lesedauer: 3 Min.
Bei den Demokraten bleibt der Kampf Clinton-Sanders nach dem neuesten Wahlgang um die Nominierung für die USA-Präsidentschaft spannend.

Washington. Ein knallrotes Comiccover feiert Bernie Sanders in Superhelden-Manier bereits als »schlimmsten Albtraum des obersten einen Prozents« in den USA. Soweit ist es wohl noch nicht. Doch der linke US-Senator hat im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten gegen seine Rivalin Hillary Clinton aufgeholt. Sanders gewann am Samstag die Vorwahlen in den drei Staaten Washington, Alaska und Hawaii mit deutlichem Vorsprung vor der früheren US-Außenministerin. Der Senator reagierte erfreut auf den Schwung für seine Kampagne und zeigte sich optimistisch, die Favoritin Clinton doch noch einzuholen.

US-Fernsehsendern zufolge holte Sanders in dem Westküstenstaat Washington an der kanadischen Grenze über 72 Prozent der Stimmen. Dort waren 101 Delegiertenstimmen zu vergeben. Im schwach bevölkerten Staat Alaska schlug er Clinton demnach mit mehr als 79 Prozent, dort waren 16 Delegiertenstimmen zu holen. Der Staat Hawaii ging mit 71 Prozent ebenfalls deutlich an den Senator aus Vermont. In Hawaii waren 25 Delegiertenstimmen zu vergeben.

»Danke Alaska!«, schrieb Sanders bei Twitter. »Gemeinsam senden wir die Botschaft, dass diese Regierung uns allen gehört.« Später schrieb er: »Washington, vielen Dank für die riesige Unterstützung!« Es sei nun schwer zu leugnen, dass seine Kampagne an Dynamik gewonnen habe.

Sanders liegt indes noch immer Längen hinter seiner Rivalin Clinton, die bei den bisherigen Vorwahlen bereits deutlich mehr Delegiertenstimmen gesammelt hat. Um der früheren US-Chefdiplomatin im Rennen um die Kandidatur noch gefährlich zu werden, müsste Sanders die noch anstehenden Vorwahlen mit deutlicher Mehrheit gewinnen. Größere Staaten wie New York und Pennsylvania sind indes eher Clinton wohlgesonnen.

Sanders konnte Clintons Vorsprung von rund 300 Delegierten etwas verkleinern. Aber auf dem Parteitag der Demokraten gibt es auch sogenannte Superdelegierte, die abstimmen können, ohne dass sie an Vorwahlergebnisse gebunden sind - zumeist Parteifunktionäre und verdiente Parteimitglieder. Hier hat Clinton fast 450 Stimmen mehr auf ihrer Seite als Sanders.

Bei einem Wahlkampfauftritt im Staat Wisconsin, wo am 5. April die Vorwahl stattfindet, gab sich Sanders am Samstag aber kämpferisch. Sein Team sei »auf dem Weg zum Sieg«, sagte er vor jubelnden Anhängern. »Lasst euch nicht einreden, dass wir diese Nominierung oder die Präsidentschaftswahl nicht gewinnen können. Wir werden beides schaffen.«

Clinton reagierte zunächst nicht auf die Niederlagen in den drei US-Bundesstaaten. Sie hat gleichwohl bereits über 1700 Delegiertenstimmen zusammen, Sanders knapp 1000. Um Präsidentschaftskandidat der Demokraten zu werden, sind 2383 Delegiertenstimmen erforderlich. Die Vorwahlen ziehen sich noch bis in den Frühsommer hin, ehe die Kandidaten offiziell gekürt werden.

Schon jetzt ein Sieger ist der kleiner Vogel, der dem Senator während eines Auftritts in Portland (Oregon) einen Besuch abstattete. Er landete in der Nähe des Podiums und flatterte dann auf das Rednerpult, während Sanders über das Thema Bildung sprach. Der Demokrat reagierte mit einem breiten Lächeln, während das Publikum seinem »Birdie« (Vögelchen) Sanders zujubelte. Als der kleine Besucher davonflog, sagte Sanders: »Ich weiß, er sieht nicht danach aus, aber dieser Vogel ist wirklich eine Taube, die uns zu Weltfrieden aufruft. Keine Kriege mehr!« Agenturen/nd

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