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Benfica setzt auf den »schlechtesten Stürmer der Welt«

Der Brasilianer Jonas von Bayern-Gegner Benfica galt zu Karrierebeginn als Versager, in dieser Saison traf der Mann aus São Paulo schon 30 Mal

  • Emilio Rappold, Lissabon
  • Lesedauer: 3 Min.
Benfica setzt auf den einst »schlechtesten Stürmer der Welt«, um in der Champions League gegen den Favoriten Bayern München die Sensation zu schaffen. Die »Adler« sind Underdogs, aber in Superform.

Als die Fußballprofis von Benfica Lissabon in den Flieger nach München stiegen, wirkten sie wie aufgeregte Schuljungs auf Klassenfahrt. Der Argentinier Nico Gaitán hielt am Montag optimistisch den Daumen hoch, andere lachten und hatten die Finger zum Siegeszeichen gespreizt. Eine Superserie von 19 Erfolgen in den letzten 20 Begegnungen stimmen den portugiesischen Rekordmeister vor dem Hinspiel im Champions-League-Viertelfinale beim haushohen Favoriten FC Bayern München am Dienstag hoffnungsvoll.

»Wir werden furchtlos spielen«, versprach Rui Vitória. Der Trainer, der seinen Namen (auf Deutsch »Sieg«) zum Programm machen möchte, versicherte, man möge bei Benfica »solche Herausforderungen«. Die Generalprobe klappte schon mal glänzend: Beim 5:1-Heimsieg gegen den Tabellenvierten und Europa-League-Viertelfinalisten Sporting Braga legte der Meister und Tabellenführer am Freitag mit einem 5:1 den Grundstein für den 35. Titel.

»Zusammen sind wir zu allem fähig. Wir haben schon mehrfach gezeigt, dass wir das vermeintlich Unmögliche schaffen können«, meint der argentinische Außenstürmer Eduardo Salvio. Mittelfeldmann Pizzi verspricht Kampf »von der ersten bis zur letzten Minute«. Nach einem holprigen Saisonstart mit neuem Trainer zeigt die Leistungskurve schon seit Monaten derart nach oben, dass sich auch die einheimischen Medien mit großen Tönen überschlagen. »Die rote Welle wächst und schwappt nun auf München über«, schrieb die Sportzeitung »Record«.

Behält die Statistik Recht, hätten die »Benfiquistas«, die Anfang der 1960er Jahre mit Weltstar Eusebio zweimal den Europapokal der Landesmeister gewannen, eigentlich gleich zu Hause bleiben können. Gegen die Bayern hatte man bei drei europäischen K.o.-Duellen keine Chance. Es gab vier Niederlagen und zwei Remis, in München ging man einmal mit 1:5 und zweimal 1:4 unter. Seit 1990 erreichte Benfica nicht mehr das Halbfinale der Königsklasse.

Diese Saison setzt man bei den »Adlern« unterdessen auf ein homogenes Team, bei dem der blutjunge Mittelfeldmotor Renato Sanches (18) und zwei Stürmer herausragen, die einen zweiten Frühling erleben: Der Grieche Konstantinos Mitroglou (28) und vor allem der 32 Jahre alte Jonas. Der Brasilianer wurde daheim 2009 nach mehreren versiebten »100-prozentigen« Chancen im Trikot von Gremio Porto Alegre von Medien noch als »schlechtester Stürmer der Welt« gehandelt. Heute führt der bescheidene und stets zurückhaltend auftretende Mann aus São Paulo mit 30 Treffern das Rennen um den Goldenen Schuh für Europas besten Torschützen vor vielen großen Stars wie Cristiano Ronaldo, Robert Lewandowski und Lionel Messi an.

Wie solide die Mannschaft spielen kann, zeigte sie unter anderem schon in der Gruppenphase, als sie mit 2:1 bei Mitfavorit Atlético Madrid gewinnen konnte. Im Achtelfinale setzte sich Lissabon schließlich mit zwei Siegen gegen Zenit Sankt Petersburg durch. Gegen die Bayern kehrt zudem der argentinische Innenverteidiger Lisandro López nach einer Oberschenkelblessur in den Kader zurück. Torwart Julio Cesar, Abwehrroutinier Luisão und Nuno Santos fehlen wegen Verletzung zwar weiter. Dem Optimismus tut das aber keinen Abbruch. dpa/nd

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