Bürger stimmen gegen Bayerns Gartenschau
Traunsteins Bürgermeister muss Pläne für 2022 begraben - Grüne fordern transparente Vergabekriterien
Traunstein. Bayerns Landesgartenschau 2022 kommt nicht nach Traunstein. Beim ersten Bürgerentscheid in der 36-jährigen Geschichte der bayerischen Gartenschauen stimmten am Sonntag in der oberbayerischen Stadt deutliche 63,3 Prozent für das von einem Aktionsbündnis initiierte Bürgerbegehren gegen die Blumenschau. Das Ratsbegehren des Traunsteiner Stadtrates zugunsten der Veranstaltung bekam nur 45,7 Prozent Zustimmung. »Wir werden nun die städtische Gesellschaft für die Landesgartenschau 2022 auflösen und keine Landesgartenschau durchführen«, sagte Oberbürgermeister Christian Kegel (SPD). Die Befürworter um Kegel hatten auf eine spürbare Verbesserung der Lebensqualität durch neue Grünflächen in der 20 000 Einwohner zählenden Stadt gehofft. »Das Thema ist gestorben«, sagte Kegel. Er hatte mit der Blumenschau erklärtermaßen den Bekanntheitsgrad Traunsteins steigern wollen, was seiner Ansicht nach auch der Wirtschaft, insbesondere dem Tourismus, zugutegekommen wäre. Jubeln konnten dagegen die Gegner. Ihre Befürchtungen, dass sich die Stadt mit der Finanzierung der auf 25 Millionen Euro geschätzten Veranstaltung übernehmen könnte, treten nun erst einmal nicht ein. Auch jahrelange Bauarbeiten, wie von ihnen kritisiert, wird es in dieser Sache nun nicht geben.
Nach dem Traunsteiner Nein wird Bayerns Landesgartenschau 2022 möglicherweise völlig neu ausgeschrieben. Die Fördergesellschaft für die Landesgartenschauen werde sich dazu mit dem Umweltministerium in München in Verbindung setzen, sagte Geschäftsführerin Dagmar Voß am Montag. Bis zu einer Entscheidung über das weitere Vorgehen würden aber einige Wochen vergehen. Das Umweltministerium teilte mit, dass es den Ausgang des Bürgerentscheids respektiere. »Großprojekte können nur mit den Menschen umgesetzt werden«, sagte ein Sprecher.
Die Landtags-Grünen forderten einen strukturellen Neustart bei den Gartenschauen. Die Konstruktion einer mächtigen Fördergesellschaft, die einzig mit Vertretern von Lobbyverbänden der Gärtnereibranche besetzt ist, habe sich überlebt, sagte Fraktionschef Ludwig Hartmann. »Die Menschen haben eine zunehmende und absolut nachvollziehbare Abneigung gegen intransparente Strukturen und unklare Interessenslagen.« dpa/nd
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