Neustart mit ungewissem Ausgang

Katja Herzberg zum Abgang des österreichischen Kanzlers Faymann

  • Katja Herzberg
  • Lesedauer: 2 Min.

Werner Faymann hat sich einen gewissen Sinn für die Realität erhalten und sein Schicksal schließlich nicht mit jenem Österreichs verknüpft. Mit dem Rücktritt als SPÖ-Chef und Bundeskanzler will er seinem Land und seiner Partei zu einem »Neustart« verhelfen. Die von ihm genannten »Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft« sind allemal groß genug. Doch Faymann selbst hinterlässt nun einen Scherbenhaufen in der SPÖ und in der schwarz-roten Regierung.

Innerhalb von nicht einmal einem Jahr hat der Sozialdemokrat mit seinem flüchtlingspolitischen Kurswechsel von Mitmenschlichkeit und offenen Armen hin zu kalter Berechnung und Zaunbau seine Partei und die von ihm geführte Regierung in die Unglaubwürdigkeit wie ins politische Abseits geführt. Die rechtspopulistische FPÖ wusste die überhasteten Gesetzesverschärfungen für sich zu nutzen und konnte sich als die »Wir hatten schon immer Recht«-Partei verkaufen. Dass sich Faymann stets zu seinem Schwenk bekannt hat, half da nicht.

Die tief gespaltene SPÖ stand nicht mehr hinter Faymann, insofern war sein Rücktritt vom Parteivorsitz konsequent. Doch die Regierungspartei hat derzeit andere Sorgen als Personalfragen. Kurz vor der Stichwahl um das Bundespräsidentenamt ringt sie mehr denn je um Positionen und Programm. Ein Neustart muss her, doch dass er gelingt, bevor die FPÖ die Macht in Österreich übernimmt, ist mehr als fraglich.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal