Desertion aus Überzeugung

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Aus der Zusammenfassung des Verlags Hoffmann und Campe von 2016 zum Schlüsselkapitel 9 der zweiten Fassung: »Proskas Entscheidung, die Fronten zu wechseln, fällt in der hier geschilderten Nacht, gemeinsam mit seinem Kameraden Milchbrötchen, den er hier wiederfindet. In diesem Gefangenschaftskapitel, in dem Proska und Milchbrötchen ihrer für den nächsten Morgen angesetzten Exekution entgegensehen, versetzt Lenz seine Hauptfigur in jenen Ausnahmezustand, in dem ihm nur noch die Wahl bleibt zwischen Untergang und Verrat, als Alternative zum sicheren Tod nur noch die Möglichkeit, den Kampf gegen ›die Klicke‹ auf Seiten des früheren Feindes aufzunehmen.« (S.353/354)

Auszug aus Kapitel 9 der ersten Fassung von 1951: »Unterschrieben und verpflichtet hatten sich auch Proska und Zwiczosbirski, die nach langen Märschen, nach abenteuerlichen Strapazen und nachdem sie sich freiwillig gemeldet hatten, hierhergebracht worden waren. Sie hatten durch ihre Unterschrift nichts weniger getan, als geschworen und versprochen, dass sie bereit seien, Front und Pferd zu wechseln, und ihre Kräfte der Freiheit widmen würden bis zum letzten Atemzug. Nun - so glaubte Proska ehrlich - werde er Gelegenheit finden, der ›Klicke‹ ein baldiges Ende zu bereiten und dafür zu sorgen, dass die Kameraden schneller nach Hause gehen können. Darum hatte er auch nicht eine Sekunde gezögert, seinen Namen unter die Dokumente zu setzen. Ihm war durchaus klar, was er damit getan hatte. Aber sein Gewissen zwickte und zwackte ihn nicht, dass er seine Freunde vorerst als Feinde erklärt hatte, im Gegenteil, sein Gewissen gab diesem Entschluss sozusagen den Segen, indem es ihn überall, auf jeder Pritsche und hinter allen Büschen in den Schlaf kommen ließ. Proska war bereit, sein Leben gegen die ›Klicke‹ zu werfen, die der Heimat soviel Böses angetan hatte. Und da er sich sagte, dass ein Einzelner nicht imstande ist, viel Tatkräftiges in dieser Hinsicht zu vollbringen, war er mit dem organisierten Gegner dieser ›Klicke‹ ein Bündnis eingegangen.« (S.180/181)

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