Idee wird weltweit debattiert

Studie: Europäer würden für Grundeinkommen stimmen

  • Lesedauer: 2 Min.

Das Grundeinkommen beschäftigt nicht nur in der Schweiz die Gemüter, auch in anderen Ländern wird heftig über die Idee einer Mindestsicherung für alle diskutiert. In einigen ärmeren Ländern gab oder gibt es bereits Experimente auf kleiner Fläche - etwa im namibischen Dorf Otjivero-Omitara oder in einigen Regionen Indiens. Finnland plant ab 2017 einen zweijährigen Feldversuch mit rund 10 000 Haushalten; auch die niederländische Stadt Utrecht will mehreren hundert Bürgern versuchsweise ein Grundeinkommen auszahlen.

In der Bundesrepublik wird die Debatte quer durch alle politischen Lager geführt. Unter den Grundeinkommensbefürwortern gibt es Abstufungen. So stören sich manche am Zusatz »bedingungslos« und fordern eine Einkommens- und Vermögensprüfung. Das würde allerdings das Grundeinkommen in eine reguläre Sozialleistung umwandeln und die erhofften positiven Effekte wie Gleichbehandlung und Bürokratieabbau zunichte machen. Zudem existieren verschiedene Vorstellungen über die Höhe eines möglichen Grundeinkommens: Die einen wollen nur eine Mindestsicherung auf dem heutigen Sozialhilfeniveau. Die anderen fordern ein auskömmliches Grundeinkommen, das auch soziale und kulturelle Bedürfnisse abdeckt.

Die Wirtschaft dagegen fürchtet die Kosten - und dass plötzlich keiner mehr Lust zum Arbeiten hätte, wenn für seinen Lebensunterhalt auch so gesorgt wäre. Dass diese Sorge unberechtigt ist, zeigt eine aktuelle Studie im Auftrag des Schweizer Thinktanks Neopolis Network. Nur vier Prozent der 10 000 befragten Europäer in 28 Ländern würden demnach ganz auf Arbeit verzichten, wenn ein Grundeinkommen eingeführt würde. Sieben Prozent gaben an, dann weniger arbeiten zu wollen oder sich eine andere Arbeit zu suchen. Immerhin 34 Prozent der Befragten würden an ihrer derzeitigen Arbeitssituation trotz eines Grundeinkommens nichts ändern.

Die Umfrage förderte allerdings einen anderen interessanten Befund zutage: dass das Vertrauen in die Mitmenschen offenbar eher schwach ausgeprägt ist. 43 Prozent fürchten nämlich, dass sich die meisten Mitbürger dank eines Grundeinkommens auf die faule Haut legen würden.

Grundsätzlich ist die Zustimmungsquote für ein bedingungsloses Mindesteinkommen jedoch überraschend hoch: 64 Prozent der Europäer würden demnach in einer Volksabstimmung, wie sie nun in der Schweiz ansteht, für ein Grundeinkommen votieren. Allerdings hatten immerhin 17 Prozent der Befragten vor der Umfrage noch nie von der Idee eines Grundeinkommens gehört; nur 23 Prozent gaben an, sich bereits intensiv mit dem Konzept auseinandergesetzt zu haben. grg

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal