Luftfahrtmesse am Pannenflugplatz

Das Umland des BER präsentiert sich auf der ILA 2016 als anspruchsvolle Hightech-Region

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.
Brandenburg schmückt sich mit der Luftfahrtschau ILA, sie ist laut Ministerpräsident Woidke eine der wichtigsten Industriemessen. Der Landkreis Dahme-Spreewald reklamiert einen Anteil daran für sich.

Die Eröffnung der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA 2016 fand am Mittwoch unter erschwerten Bedingungen statt. Es schüttete wie aus Eimern über dem Messegelände in Selchow (Dahme-Spreewald), so dass sich Veranstalter, Fachpublikum und allerlei honorige Ehrengäste rasch in den Ausstellungshallen und Chalets stauten. Den Flugbetrieb steuerten zumindest am Vormittag nur die Linienmaschinen bei, die über Selchow und den unfertigen BER-Airport hinweg in »Schönefeld-Alt« einschwebten.

In Halle 3 präsentieren sich die allgegenwärtige Bundeswehr, aber auch zahlreiche nationale und internationale Unternehmen, Einrichtungen und Regionen. Dort sahen sich Ministerpräsident Dietmar Woidke, Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (beide SPD) sowie zahlreiche weitere Vertreter der Landespolitik um. Die Flughafengesellschaft FBB war Woidkes erster Anlaufpunkt, gefolgt vom Triebwerkshersteller Rolls Royce aus Dahlewitz, einem kurzen Stopp bei der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg, bei den Flugzeugbauern Beechcraft und Auquila-Aviation (Schönhagen), beim Fraunhofer Institut und schließlich - nach einem Sprint durch den Regen - bei der Lufthansa.

»Die ILA ist eine der wichtigsten Industriemessen überhaupt«, hatte Diemar Woidke im Vorfeld der Schau erklärt, nachdem neue Gerüchte über einen Wegzug der Traditionsmesse von Berlin oder gar über ihr endgültiges Aus die Runde gemacht hatten. Zu übermächtig sei die Konkurrenz der Luftfahrtschauen in Paris Le Bourget und im englischen Farnborough. Die Dauer der ILA ist auf vier Tage zusammengestrichen worden, so dass das öffentliche Publikum nur noch an zwei Besuchertagen Zutritt erhält. Immerhin ist die Zahl der Aussteller im Vergleich zu 2014 konstant geblieben. »Das nationale und internationale Interesse für diese bedeutende Luftfahrtschau ist deshalb nach wie vor ungebrochen«, so Woidke.

Wirtschaftsminister Gerber machte deutlich, wo in dieser Branchenschau er den Platz des veranstaltenden Bundeslandes sieht. »Brandenburg zählt zu den drei Top-Standorten in der Luftfahrttechnik«, hatte er in einer gemeinsam mit der Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB) veröffentlichen Mitteilung erklärt. Auch ZAB-Chef Steffen Kammradt sprach von einem »Schaufenster für die Luft- und Raumfahrtbranche der deutschen Hauptstadtregion«. »Hier sind weltweit agierende Großunternehmen und ein starker Mittelstand beheimatet.« Laut Gerber bietet die Branche in Brandenburg und Berlin mit etwa 100 Unternehmen rund 7100 Fachkräften wie Ingenieuren und Mechanikern Arbeit. Fast 17 000 seien es sogar, wenn man die Mitarbeiter an den Flughäfen und bei den Airlines hinzu rechne.

Auch an den Ausstellungsschaltern des Landkreises Dahme-Spreewald und des Regionalen Wachstumskerns »Schönefelder Kreuz« befand sich alles im Stand-by-Modus. Doch die Vertreter von Kreisverwaltung und Wirtschaftsförderung, des Zentrums für Luft- und Raumfahrt sowie der Technischen Fachhochschule Wildau und auch die Bürgermeister von Königs Wusterhausen und Schönefeld warteten an diesem Vormittag auf den großen Besuch vergebens. Sie alle zählen zur Ausstellergemeinschaft der ILA und sind faktisch die Hausherren nicht nur des modernen Messegeländes, sondern auch des alten wie des künftigen Berliner Flughafens. Und sie machen einen Heimvorteil für sich geltend.

So hat sich das 2003 gegründete Luft- und Raumfahrtszentrum zum größten kompakten Technologiestandort in Brandenburg entwickelt, das vor allem Firmen der Luftfahrtbranche ideale Ansiedlungsbedingungen biete, heißt es. 60 Hightech-Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten arbeiteten derzeit am Ort.

Wolfgang Starke, der stellvertretende Landrat von Dahme-Spreewald, verwies auf das wachsende Wirtschaftspotenzial des Kreises insbesondere im Umfeld des künftigen Flughafens BER. Dies habe auch das gute Abschneiden im Regionen-Ranking der jüngsten Prognos-Studie belegt. Doch es fehle nun an neuen Impulsen, betonte Schönefelds Bürgermeister Udo Haase. »Die eigentliche Entwicklung kann erst einsetzen, wenn der Termin der Flughafeneröffnung klar ist«, sagte er. In Vorleistung sei man mit der Errichtung des Messegeländes gegangen, das übrigens als Austragungsort der ILA künftig nur funktionieren könne, wenn es auch an einen funktionierenden Flughafen angebunden sei.

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