Styling-Tipps aus der Steinzeit

Bonner Ausstellung zeigt Schmuck und Schönheitspflege im Wandel der Zeiten

  • Claudia Rometsch, Bonn
  • Lesedauer: 4 Min.
Styling und Schönheitspflege sind keine Erfindung der Moderne. Eine neue Ausstellung in Bonn zeigt ab Donnerstag, dass Menschen bereits seit der Steinzeit viel Mühe und Geld investierten, um gut auszusehen.

Wie eine Diva hüllt sich die Gräfin in ihren langen Mantel, den Blick entrückt zur Seite gewandt. Heutzutage würde Uta Markgräfin von Meißen wohl die Titelblätter von Illustrierten schmücken. Zur Zeit der Gotik landete sie als Skulptur im Naumburger Dom, wo sie zum Schönheitsidol wurde. »Sie war die Greta Garbo des Mittelalters«, sagt Gabriele Uelsberg, Direktorin des LVR-Landesmuseums Bonn. Dass Mode und Schönheitspflege auch vor der Erfindung von Hochglanzblättern für die Menschen ein Thema waren, zeigt bis zum 22. Januar die Ausstellung »Eva’s Beauty Case. Schmuck und Styling im Spiegel der Zeiten« im LVR-Landesmuseum Bonn.

Dazu verwandelt sich das Museum geradezu in einen Schönheitstempel. Vom Juwelier über den Friseur, die Parfümerie bis zum Kosmetiksalon ist alles vorhanden. Bevor es in die Beauty-Abteilungen geht, können sich die Besucher an den Schönheitsidealen verschiedener Zeiten orientieren. Neben einem Abguss der Skulptur der schönen Gräfin Uta sind Statuen makelloser Frauen wie die der Pharaonin Nofretete, der Venus von Milo, aber tröstlicherweise auch der kleinen, pummeligen Steinzeit-Venus von Willendorf zu sehen.

Erste Station auf dem Beauty-Parcours ist der Juwelier: In den Vitrinen liegen Prachtstücke aus fein ziseliertem Gold und Edelsteinen. Das Landesmuseum, das über eine der größten Sammlungen römischen und frühmittelalterlichen Schmucks nördlich der Alpen verfügt, hat seine schönsten Stücke aus dem Depot geholt. »Die Römer liebten es individuell«, sagt Uelsberg. Ihre Kreationen sind auch heute noch modern. Eine Kette aus dicken, schwarzen Gagatperlen mit Kerbschnittdekor etwa würde auch heute als »Statement«-Schmuckstück durchgehen.

Von den Kelten ist eines der bedeutendsten Schmuckensembles aus dieser Zeit zu sehen: Drei Armreife und ein Halsreif aus Gold mit feinen Verzierungen. Dass das Mittelalter gar nicht so düster war, zeigen Fibeln mit leuchtend roten Granateinlagen und Ketten aus bunten Glasperlen.

Doch Schmuck ist nicht alles: Zu allen Zeiten sorgten sich die Menschen auch um ihre Haartracht. Bürsten und Kämme aus allen Epochen seit der Steinzeit zeugen davon. Zu Zeiten der ägyptischen Pharaonen gab es sogar bereits eine regelrechte Kammindustrie. Die Kämme waren allerdings aus Horn und brachen leicht. Deshalb wurden sie gerne auch mit passender Hülle geliefert. Unzählige Pinzetten-Funde sprechen dafür, dass auch vor 2000 Jahren die Menschen bereits lästigen Körperhaaren zu Leibe rückten. Interessant: Die als wild geltenden Kelten trugen zwar langes Haupthaar, rasierten sich aber penibel alle Körperhaare weg.

Frisuren unterlagen immer schon Modetrends. So sorgten römische Kaiser mit und ohne Bart für einen Wechsel der männlichen Haartracht, und der französische König Ludwig XIV. führte angesichts mangelnden eigenen Haupthaares die langlockige Allongeperücke ein. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bestimmen zunehmend Ikonen der Popkultur die Haarmode. Elvis Presleys Haartolle etwa war in den 50er Jahren bei jungen Männern auf der ganzen Welt angesagt. Eine Locke des Stars sowie der Friseurstuhl aus der Friedberger Kaserne, auf dem Presley sich die Haare schneiden ließ, stehen für die moderne Haarpflege.

Neben einem gepflegten Äußeren wollten auch die alten Römer oder Ägypter schon gut riechen. Damals wurden die Duftstoffe noch in Öl oder Salben gelöst. Einige Überreste in Glasflaschen zeugen davon. Schnuppern kann man daran nicht mehr. Aber es gibt es eine Duftbar mit von Alters her verwendeten Rohstoffen für die Parfümherstellung wie Rose, Lavendel oder Orange. In der Kosmetikabteilung schließlich erfährt der Besucher mehr über die Entwicklung von Rötungsmitteln vom Hämatit oder Rötelstein bis zur Erfindung des Lippenstiftes im 19. Jahrhundert. Bei den alten Ägyptern hatte Kosmetik zunächst auch medizinische Gründe: Mit Bleiweiß schützten sie sich gegen die Sonneneinstrahlung. Kajal aus Asche und Fetten wirkte antiseptisch. Kinder, die Lust haben, selbst zu experimentieren, können in Modeaccessoires vergangener Zeiten stöbern und sich damit fotografieren lassen. Auch Perücken verschiedener Epochen liegen bereit.

Eines seit der Steinzeit nicht geändert: Wirklich wirksame Cremes gegen Falten gibt es nach wie vor nicht. Doch während die Mittel früher oft recht unangenehme Bestandteile wie Tierkot hatten, riechen sie heute wenigstens gut. dpa/nd

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