Kolbe-Museum wiedereröffnet

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Ein kleiner Kopf aus vergoldeter Bronze, das Gesicht wirkt konzentriert. Die Augen sind aufgerissen, die Stirn eng zusammengezogen, die Lippen aufeinandergepresst. Dieser Porträtkopf von 1907 gehört zu den frühesten Arbeiten eines ganzen Werkzyklus, in dem sich der französische Bildhauer Auguste Rodin (1840-1917) mit dem Antlitz der japanischen Schauspielerin und Tänzerin Hanako auseinandersetzte. Die wenig bekannten Arbeiten des berühmten Künstlers, die in dieser Form erstmals in Deutschland zu sehen sind, werden ab Donnerstag im Georg-Kolbe-Museum in einer Sonderausstellung präsentiert.

Unter dem Titel »Auguste Rodin und Madame Hanako. Der französische Bildhauer und die Emanzipationsgeschichte der japanischen Tänzerin« werden über 50 Plastiken und Zeichnungen aus dem Musée Rodin in Paris gezeigt, ergänzt durch historische Dokumente, Korrespondenzen und zeitgenössische Skulpturfotografie. Zu sehen ist auch die Zeichnung einer kambodschanischen Tänzerin, die der deutsche Bildhauer Georg Kolbe (1877-1947) bei einem Atelierbesuch in Paris 1909 erworben hatte.

Den Auftakt zur Sonderausstellung bilden die im frisch sanierten großen Atelierraum des Hauses präsentierten Skulpturen und Zeichnungen Kolbes zum Thema Tanz - eine Leidenschaft, die der erfolgreichste deutsche Bildhauer der Weimarer Republik mit Rodin teilte. »Georg Kolbe war ein großer Verehrer Rodins und hat in seiner Skulptur vieles von den Entdeckungen Rodins aufgenommen«, beschreibt Museumsdirektorin Julia Wallner die Verbindung. Mit dieser Präsentation feiert das Georg Kolbe Museum zugleich seine Wiedereröffnung nach Abschluss der Sanierung.

Mit der Wiedereröffnung nach achtmonatiger Sanierung beginnt für das Georg-Kolbe-Museum zugleich eine neue Ära. Das 1928/29 von Georg Kolbe selbst in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Architekten Ernst Rentsch entworfene Ensemble aus Wohn- und Atelierhaus mit Garten im Westend ist ein wichtiges Beispiel für die Architektur der 1920er Jahre. Das Bildhaueratelier wurde jetzt durch das Architekturbüro Winfried Brenne mit 1,2 Millionen Euro aus der Lottostiftung saniert und energetisch überarbeitet. Dabei ist es mit wenigen Mitteln gelungen, die klaren Formen des Hauses wieder zum Sprechen zu bringen. Auch die Museumsräume wurden erweitert, unter anderem durch die Schaffung eines Studienraums neben der Dachterrasse und die Einrichtung eines Museumsshops im holzvertäfelten Speisezimmer von Kolbe. Ein Höhepunkt der Sanierung ist die Wiederherstellung des Oberlichts im Atelierraum. In dem sich auch mit großen Fenstern zum Garten öffnenden lichtdurchfluteten Raum kommen die bewegten Skulpturen des Künstlers nun aufs Schönste zur Geltung. epd/nd

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