Fast alle sind fein raus
MEINE SICHT
Seit fast zweieinhalb Jahren warten die rumänischen Arbeiter der Mall of Berlin auf ihr Geld. Mindestens vier Wochen lang wurde ihnen im Herbst 2014 nicht einmal der mickrige Lohn von fünf oder sechs Euro pro Stunde gezahlt. Die Schuldfrage ließ sich auch in zwei Jahren Verhandlungen vor dem Arbeits- und Landesarbeitsgericht nicht eindeutig klären. Subunternehmen zahlten nicht. Spekulationen zufolge, weil auch der Generalübernehmer nicht zahlte, weil wiederum der Bauherr nicht gezahlt haben soll.
Ein Subunternehmen zog sich aus der Affäre, indem es Insolvenz anmeldete. Ein anderes Subunternehmen hat als Adresse lediglich einen Briefkasten und ist in der Regel selbst für das Gericht nicht zu erreichen. Bleibt die nächste Instanz: der Generalübernehmer, der die Subunternehmen beauftragt hatte. Doch auch der meldete nach der Eröffnung der Mall Insolvenz an. Wer bleibt, ist der Bauherr, die HGHI Holding GmbH. Dem Namen und früheren Presseberichten nach steckt dahinter der Investor Harald G. Huth. Der taucht auf der Firmenhomepage allerdings nicht mehr auf.
Ob Kalkül oder nicht: So zieht sich jeder auf seine Art aus der Verantwortung. Und am Ende bleiben die Arbeiter auf ihren Forderungen sitzen. Das wollen die aber nicht mit sich machen lassen - und planen schon den nächsten Gang vors Gericht.
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