Bier mit dem »Bullen«?

René Heilig über de Maizières Appell an den wachsamen Bürger

  • René Heilig
  • Lesedauer: 1 Min.

Der Bundesinnenminister appelliert an die Bürger. Bemerke jemand, dass sich Familienangehörige, Nachbarn oder Freunde radikalisieren, solle man sich an die Behörden wenden. Denn: Derartige Hinweise seien »unverzichtbar für die Vereitelung von Terroranschlägen«. Der CDU-Mann hat recht. Bevor man Computer anzapfen, Moscheen observieren und Dateien erstellen kann, um deren Inhalte weltweit mit anderen Sicherheitsbehörden auszutauschen, muss man Verdächtige aus der Masse herauslesen. Das, was de Maizière vorschlägt, ist eine uralte Methode der Polizeiarbeit. Doch sie hat einen gewaltigen Haken. Wachsame Bürger müssen erstens einen Ansprechpartner finden und zu diesem zweitens auch noch Vertrauen haben. Aber den Cop, der Schulkindern über die Straße hilft und mit dem man abends in der Kiez-Kneipe ein Bier trinkt, existiert kaum noch. Den, der mit Landsleuten eine Wasserpfeife raucht, muss man bundesweit mit der Lupe suchen.

Dass Menschen, insbesondere Migranten, kein Vertrauen zu »Bullen« und anderen Sicherheitsbehörden haben, sollte nicht wundern. Wer so wie im Falle NSU vorurteilsbeladen falschen Spuren folgt, wer rechtsextremistischen Zuträgern ein bequemes Leben sichert und noch immer jede Menge kriminelle Energie entwickelt, um Belege eigener Unfähigkeit beiseite zu schaffen, sollte lieber nicht zu viel Hoffnungen auf die Kooperation der Bürger setzen.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal