Erben und erben lassen
Mal ein Mantel des Schweigens, mal (fast) eine klare Rechnung
Es gibt bekanntlich Dinge des Lebens, die zwar höchst bedeutsam sind, über denen aber oft ein Mantel des Schweigens liegt. Dazu gehören auch Erbschaftsangelegenheiten. Zu viel Offenheit könnte hier schnell den Geruch von schleicherisch bis gierig, peinlich bis anrüchig verbreiten. Doch schon die alten Römer wussten, wie es unter dem Deckmantel wirklich aussieht. »Das Weinen der Erben ist ein maskiertes Lachen«, ätzte beispielsweise Publilius Syrus (1. Jh v.u.Z.). Er war zu Julius Cäsars Zeiten ein hoch geschätzter Mime-Autor, aus heutiger Sicht also eine Art Slam-Poet.
Die Nachwelt hat aus seinem Gag das Wort vom »lachenden Erben« geprägt. Ein Typ, der hierzulande übrigens gar nicht so selten vorkommt. Anzutreffen ist er allerdings vorzugsweise im Westen. Weil nämlich die Ex-BRDler allein schon im profan-statistischen Durchschnitt mehr als doppelt so reich sind wie die Ossis (Nettohaushaltsvermögen West: 141 000 Euro, Ost 61 000 Euro). Und weil zudem noch der stabile Immobilien- und Grundbesitzanteil innerhalb dieses Vermögens im Westen drei Mal so hoch ist wie im Osten. Geldinstitute schätzen, dass in diesem Jahr in Deutschland rund 274 Milliarden Euro vererbt werden, davon geschätzte ganze elf Prozent in der Ex-DDR. Über Erbschaftsangelegenheiten den Mantel des Schweigens zu legen, kann also durchaus auch eine politische Dimension haben.
Einfacher, aber wiederum auch nicht so ganz einfach geht es in dieser Erbschaftsangelegenheit zu: Zwei Brüder erben vom Vater eine Ziegenherde. Da sie längst in der Stadt leben, verkaufen sie die Herde und teilen den Erlös. Die Brüder erhalten für jede Ziege so viele Taler, wie die Herde Tiere hat, ausgezahlt in 10-Taler-Scheinen und 1-Taler-Münzen (Anzahl der Münzen < 10). Beim Aufteilen des Betrages nimmt jeder abwechselnd einen Schein, jedoch erhält der ältere Bruder den ersten und den letzten. Deshalb bleiben für den jüngeren am Ende sämtliche Münzen. Damit ist das Geld jedoch noch nicht gerecht geteilt. Der ältere stellt dem jüngeren Bruder daher einen Scheck aus - über welche Talersumme?>/p<>p/p<>
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