Das Drama vom Punkt

Ein Blick in die Historie des Elfmeterschießens

Die Geschichte von Karl Wald aus Penzberg in Oberbayern ist schon oft erzählt worden. Alle zwei Jahre, wenn eine EM oder eine WM in die K.o.-Phase eintritt, holen die Agenturen den Text über den Friseur aus der Mottenkiste, da er der Erfinder des Elfmeterschießens ist. Wie gesagt, man muss sie nicht noch einmal erzählen.

Kommen wir lieber gleich zum Drama von Bordeaux, als erst mit dem 18. Schützen das EM-Viertelfinale zwischen Italien und Deutschland entschieden wurde. Von diesen 18 trafen gerade mal elf ins Tor. Das schien rekordverdächtig. Also lohnt sich vielleicht doch ein Blick in die Historie.

Das längste Elfmeterschießen war es schon mal nicht. Den aktuellen Weltrekord halten vermutlich die US-amerikanischen Jungenmannschaften der Bishop’s High School in La Jolla und der Crawford High School in San Diego. Deren Playoff-Duell im Februar 2012 endete zunächst 3:3. Dann wurde vom Punkt geschossen: 42 Mal! Beide Teams trafen 18 Mal, jeweils drei Jungs verschossen. Da irgendwann auch in Kalifornien die Sonne untergeht, brach der Schiedsrichter ab - aus Angst, einer der Torhüter könnte vom Ball verletzt werden, wenn sie ihn nicht mehr rechtzeitig erkennen. Am nächsten Tag ging’s weiter und nach 50 Schüssen stand der Sieger endlich fest: Bishop’s mit 21:19.

Die sieben Fehlschüsse von Bordeaux waren auch bei Weitem kein Weltrekord: Die Partie KK Palace gegen Civics in Namibias Pokal 2005 endete 17:16. Bei 48 Versuchen macht das 15 Nieten. Viel besser machten es 2009 die 42 ersten Schützen der General Paz Juniors aus Córdoba und von Juventud Alianza aus San Juan in Argentiniens vierter Liga. Juventuds Torwart González hielt nicht einen Schuss, sein Gegenüber Marcos De Tobillas haute ihm auch noch den entscheidenden 21. rein.

Immerhin waren die 18 Elfmeter die Einstellung des EM-Rekords. Italienern muss man das aber nicht sagen, sie waren schon am ersten beteiligt: 1980 gegen die Tschechoslowakei. Auch das Spiel verlor Italien - mit 8:9.

Und die Engländer? Die sind doch immer so schwach, oder? Nicht ganz, die Bestmarke für die meisten gewonnenen Elfmeterschießen in Serie hält der englische Klub aus Bradford City mit neun zwischen 2009 und 2012. Ganz falsch ist es aber auch nicht, denn beim Viertelfinale standen insgesamt vier EM-Spieler auf dem Platz, die in England aktiv sind: Bastian Schweinsteiger und Matteo Darmian (beide Manchester United) sowie Mesut Özil (FC Arsenal) und Graziano Pellè (FC Southampton). Alle versagten.

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