Der alte Tunnelblick

Atommüll soll ins Bergwerk

  • Reimar Paul
  • Lesedauer: 2 Min.

Für die dauerhafte Verwahrung des Atommülls gibt es grundsätzlich verschiedene Optionen. Dies sind zum Beispiel die tiefengeologische Lagerung in alten oder eigens aufgeschütteten Bergwerken, die Lagerung an der Oberfläche, eine oberflächennahe Lagerung etwa in Bunkeranlagen, die Lagerung in Bohrlöchern in mehreren Kilometern Tiefe oder auch Mischformen - wie die Kombination einer verlängerten Zwischenlagerung und Abkühlung des Atommülls mit einer anschließenden wartungsfreien tiefengeologischen Lagerung.

Die Endlagerkommission hat diese Varianten nicht geprüft und miteinander verglichen. Sie beschloss stattdessen, den alten Weg der tiefengeologischen Lagerung in Bergwerken weiterzuverfolgen - obwohl dies umstritten ist. Der Züricher Geologe Marcos Buser hat für Greenpeace bereits bestehende Projekte, Erfahrungen und Probleme analysiert. Jahrzehntelang ein starker Fürsprecher der tiefengeologischen Lagerung, kommt er mittlerweile zu dem Schluss, dass alle bisherigen Endlagerversuche in Bergwerken den Anforderungen nach dauerhafter Sicherheit nicht genügen.

Prüfaufträge für Alternativen wie das Verschließen des Atommülls in tiefen Bohrlöchern vergab die Kommission nicht. Dabei wird diese Methode derzeit in den USA ernsthaft geprüft, noch in diesem Jahr soll dort ein Pilotprojekt zum »Deep Borehole Disposal« anlaufen. Das Verfahren sieht im Kern vor, dass Behälter mit abgebrannten Kernbrennstäben oder anderem stark strahlendem Atommüll in mehrere Kilometer tiefen Bohrlöchern versenkt werden. Die verbleibenden Hohlräume würden mit anderen Materialien aufgefüllt, die oberirdischen Öffnungen mit dicken Betondeckeln verschlossen. Die Fachgruppe Radioaktivität der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg ist ebenfalls dafür, diese Variante weiter zu verfolgen.

Das geplante Standortauswahlgesetz sieht vor, sich nicht nur auf Salz als Endlagermedium zu fokussieren. Die Kommission orientierte sich jedoch an Kriterien des »Arbeitskreises Auswahlverfahren Endlagerstandorte« aus dem Jahr 2002, die sich seinerzeit auf die Einlagerung in Salz bezogen, aber nicht ohne weiteres auf Granit- und Tongestein übertragen werden können.

Gleichzeitig fordert die Endlagerkommission die »Rückholbarkeit« des eingelagerten Atommülls. Ein Salzstock besteht jedoch aus plastischem und kriechendem Gestein. Die Behälter mit dem heißen Atommüll könnten darin einsinken und sich verschieben, was eine spätere Bergung nahezu unmöglich machen würde. Reimar Paul

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -