Treu ergeben

PERSONALIE

  • Alexander Isele
  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn der Präsident nicht darf, muss es halt der Sportminister machen. Akif Cagatay Kilic, Minister für Jugend und Sport in der Türkei, sprach am Samstag in Köln vor mehr als 30 000 Menschen, die die Niederschlagung des Putschversuchs in der Türkei und Präsident Recep Tayyip Erdogan feierten. Da die Behörden eine Liveschaltung von Erdogan wegen befürchteter Ausschreitungen verboten hatten, lag es am Minister, zu den aus ganz Europa angereisten Türken zu sprechen.

Kilic passt für diese Rolle wie kein Zweiter. 1976 in Siegen geboren, wuchs er die ersten zehn Jahre seines Lebens in Deutschland auf. In Istanbul machte er das Abitur an einer deutschen Schule, in Großbritannien studierte er Politik. 2013 wurde Kilic zum Minister ernannt. Er gehört zum engen Kreis des Präsidenten, welcher ihn schätzt und immer als Übersetzer mitnimmt, wenn es um deutsch-türkische Beziehungen geht. Der präsidialen Linie treu ergeben, sparte der 40-Jährige am Samstag nicht mit Kritik an den deutschen Behörden. Man erwarte eine »vernünftige Erklärung«, weshalb die Liveschaltung von Erdogan verboten wurde, so Kilic in seiner Rede. Dazu betonte er die Wichtigkeit, »dass wir zusammenhalten« und »dass wir unsere Einheit nach außen zeigen«.

Der Sportminister meint es ernst: Gegenüber dem Sender »TRT« sagte Kilic, dass auch im türkischen Sport juristisch gegen jene vorgegangen wird, denen eine Verbindung zur angeblichen Terrororganisation »Parallele Staatsstruktur« nachgewiesen werden kann. Am Sonntag teilte der türkische Fußballverband mit, dass alle Vorsitzenden und Mitglieder der einzelnen Ausschüsse ihren Rücktritt eingereicht haben. »Sicherheitsprüfungen« seien eingeleitet worden, um diejenigen zu identifizieren, die der Bewegung des Predigers Fethullah Gülen zuzuordnen seien. Diese wird von der Regierung beschuldigt, hinter dem Putschversuch zu stehen. Im Amt dürfe nur bleiben, wem keine Verbindungen zu Gülen nachzuweisen sind.

Die Säuberungswelle in der Türkei erreicht den Sport, und der zuständige Minister findet es gut.

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