Gefühlte Einbettung

Velten Schäfer über den rhetorischen Missbrauch des Münchner Amoklaufs

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 1 Min.

»Nach den drei tödlichen Gewalttaten in Bayern hat CSU-Chef Horst Seehofer erneut von der Bundesregierung mehr Engagement im Kampf gegen den Terrorismus gefordert« - so berichtete eine führende Agentur am Sonntagabend von der Trauerfeier für die Opfer des Münchner Amoklaufs. Und die Berichte lassen befürchten, dass dieser Satz jene Veranstaltung trifft. Auch der Bundespräsident trat »Attentätern und Amokläufern wie den Terroristen« entgegen, als sei das alles irgendwie eins.

Das aber gilt nur aus der Perspektive von Angehörigen. Jenseits davon ist mit dem Tag Abstand, den die Pietät gebietet, festzustellen: Die gefühlte Einbettung von »München« zwischen »Würzburg« und »Ansbach«, die sich in den voreiligen Terrordiagosen des Tatabends ankündigte, ist in der Trauerarbeit nicht in gebührender Schärfe dementiert worden.

Dabei besteht allenfalls ein negativer Zusammenhang: Der Amoktäter soll »Ausländer« gehasst und den rechten Massenmörder Breivik bewundert haben. Wenn es etwas Politisches in dieser Tat gäbe, dann wäre sie als »Gegenterror« zu denen zu veranschlagen, die in Würzburg und Ansbach losschlugen. Auch wenn etwa »Nizza« tatsächlich für ein Verschmelzen von Amok und Terror stehen mag: Bei aller Trauer ist niemand der Aufgabe entbunden, dort, wo es geht, sehr genau hinzuschauen.

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