Bauernverbandschef als Lohndumpinglobbyist

Jana Frielinghaus über Joachim Rukwied und den Mindestlohn

Aprikosenernte in Sachsen-Anhalt: Wer langfristig Erfolg haben will, ist auf engagierte Arbeiter*innen angewiesen - die meist nur findet, wer gut entlohnt. Ausbeutung und miese Entlohnung der oft ausländischen Kräfte sind gleichwohl auch in Deutschland an der Tagesordnung.
Aprikosenernte in Sachsen-Anhalt: Wer langfristig Erfolg haben will, ist auf engagierte Arbeiter*innen angewiesen - die meist nur findet, wer gut entlohnt. Ausbeutung und miese Entlohnung der oft ausländischen Kräfte sind gleichwohl auch in Deutschland an der Tagesordnung.

In einem hat Joachim Rukwied recht: Die deutschen Obst- und Gemüsebauern, aber auch viele Winzer haben es schwer. Viele haben ihren Beruf schon aufgegeben, viele werden es noch tun müssen. Dass es ihnen nicht gut geht, dafür trägt aber der Verband, dessen Präsident Rukwied ist, erhebliche Verantwortung. Denn der ist alles andere als eine Interessenvertretung der Bauern. Seine Führungsspitze ist vor allem jenen verpflichtet, die von der Arbeit der Bauern leben: Saatgut-, Dünger-, Futtermittelhersteller auf der einen, Lebensmittelindustrie und Discounter auf der anderen Seite.

Folgerichtig empört sich der Verbandschef nicht etwa über das Preisdumping der Abnehmer, sondern darüber, dass der Agrarminister nun, anders als zunächst angedeutet, doch nicht rechtswidrige Ausnahmen vom Mindestlohn für die Landwirtschaft durchwinken will. Soweit, so schamlos. Wäre Rukwied ein Bauernpräsident, würde er sich mit der Industrie anlegen. Ein kluger Landwirt dagegen weiß, dass er anständig bezahlen und faire Arbeitsbedingungen bieten muss, um gute Leute zu bekommen. Nur so kann er unter schwierigen Bedingungen erfolgreich sein.

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